Blutfontänen
Wer Showtanz zu seinem Beruf macht und die Kunst der Choreografie fürs Haschen der Effekte braucht, sei in Gottes Namen nicht ausgenommen von seiner Liebe. Wer Jesus Christus zum Schluss an den eisernen Vorhang nagelt und im Namen von Klaus Kinski die Kirche ihrer Unchristlichkeit beschuldigt, darf auch gern erklären: «Jesus Christ Superstar» war gestern, «Menschensohn» ist heute. Statt Hippie-Rock geht’s hier ordentlich zur Sache: Schwermetall und donnerndes Dies irae, wummernde Aufsässigkeit und geschlagene Ölfässer, aus denen Blut in vulkanischen Fontänen emporschießt.
All das Brachiale geschieht an einem unvermuteten Ort, mitten in Thüringen: ein Tanzmusical «made in Gera».
Gregor Seyffert, der zuletzt den Tourismus im Kraftwerk Vockerode in der Nähe von Dessau beschleunigte, bewegt mehr als 30 Tänzer in Erinnerung an Kinskis legendäre Bibelexegese, die er am 20. November 1971 in der Berliner Deutschlandhalle betrieb.
Es war die Zeit der APO. Religion war Opium fürs Volk. Im Cannabis-Duft protestierten die Studenten gegen Kinskis Bibelauslegung, standen auf gegen den obszönen Egomanen, den Tatjana Gsovsky entdeckt hatte und der 1952 Valeska Gerts Berliner Tanzlokal namens ...
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Deutschland
Augsburg
Theater
Gaetano Posterino choreografiert eine «Strawinsky-Trilogie»: «Pulcinella», «Les noces« und «Die Geschichte vom Soldaten». Komödie, 6. Febr.
Berlin
ada
«Corporeal Correspondence 2» und «Anything is Permitted to Us», Duette von Andrew Wass und Kelly Dalrymple-Wass. 13. Febr.
Dock 11
«Water in my solo» von Caroline Bo, die in ihrem Tanzstück...
Vor 40 Jahren, 1969, eröffnete Robin Howard eine Scheune für den Tanz, The Place in London. Heute zählt sie zu einer der Geburtsstätten des zeitgenös-sischen Tanzes und betreibt seit 20 Jahren auch ein Forum für Neuent-deckungen. Noch bis zum 20. Februar findet hier eine Tanzplattform der Superlative statt, «Resolution! 2010». Nahezu jeden Tag werden hier drei...
Mit flügelartig ausgebreiteten Armen springen die Tänzer hoch ins Licht. Geblendete Falter, gefangene Freiheitssucher, eingeschnürt in gefältelte Korsette wie fahle Zwangsjacken. Itzik Galili erzählt als Gastchoreograf des Balletts Kiel seine «Different Stories» vornehmlich im Dunkeln. Weiße Scheinwerferstrahlen von schräg oben oder von der Seite, ausgeklügelt...