pia meuthen

Tanz - Logo

Pia Meuthen überzeugt als feinsinnige Beobachterin und geschickte Rhetorikerin, wenn sie im selbstironisch-heiteren Psychogramm «Go tell the women (we are leaving)» ihren Fokus auf das männliche Individuum in der Gruppe richtet. Messerscharf seziert die Choreografin in diesem Kurzstück zur Musik von Jeroen Strijbos die nonverbale Kommunikation zwischen drei Teppichetagen-Machos in Kittel und Krawatte und führt deren leere Geschäftigkeit in einem tänzerisch-akrobatischen Crescendo ad absurdum.

Mit nonchalanter Beiläufigkeit baut sie Spannung auf: Ausgehend von allgemeinen Ritualen und Codices wie Händeschütteln, Schulterklopfen und stereotypem Konsensnicken findet Meuthen zu entlarvenden Bewegungsbildern und durchleuchtet Verhaltensmuster, in denen Schein und Sein, Gesagtes und Gemeintes sich widersprechen. Diese tänzerische und zuweilen bitterböse Art der Reflexion hat Tempo und Poesie und einen hohen Unterhaltungswert. Obwohl sich die drei Tänzer (hervorragend: Miquel de Jong, Miguel Fiol Duran, Nickolas van Corven) unterschiedlicher Tanzstile von Modern bis Hip-Hop bedienen, ist das Resultat stimmig und hat Tiefenschärfe. Fazit: In diesem Dramolett, in dem zum Schluss der coole ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Jahrbuch 2014
Rubrik: die hoffnungsträger, Seite 164
von Marianne Mühlemann

Weitere Beiträge
Choreografin des Jahres: Meg Stuart

Mit Meg Stuart ein Gespräch zu führen, katapultiert auf eine andere Wahrnehmungsebene. Sie lebt nicht im Linearen, reiht ungern Wörter zu eindeutigen Sätzen aneinander. Lieber ruft sie zwei, drei Substantive oder Adjektive auf, um deren paradigmatische Qualitäten durchzuspielen. Vertikal wandert sie um ein Wort herum und ersetzt es durch Synonyme, generiert eine...

Willkür

Wie wird man zum «bekanntesten unbekannten Künstler»? Indem man Erben hat, die sich nicht einig sind über den richtigen Umgang mit dem Vermächtnis. Wie Oskar Schlemmer zum Beispiel. Dessen Nachkommen machten allen, die sich mit dem Werk des in Stuttgart geborenen Bauhauskünstlers beschäftigen wollten, die Arbeit so schwer bis unmöglich, dass Museen wie Medien...

Tänzer des Jahres: Paul White

Als das Tanztheater Wuppertal im Februar ein leeres Werksgelände mit «Underground II» – kurzen Eigenkreationen seiner Tänzer – bespielte, fiel Paul White mit einer Mischung aus Humor und Ernst aus dem Rahmen allzu vieler elegischer Szenen. Er klemmte in einer Ecke mit einem gekrakelten Schild, «Bitte um Spenden, ich habe mein Talent verloren», führte unisono mit...