Das Original?
Martin Schläpfer, was war das erste «Erbstück», das Ihnen im Tanz als wesentlich aufgefallen ist?
Als junger Tänzer habe ich immer von solchen «Erbstücken» gehört: «Da kommt jetzt wirklich die große Kunst!» Beim Royal Winnipeg Ballet schlich das so rum, «The Still Point» von Todd Bolender nach irgendeinem Gedicht von T. S. Eliot war so ein Beispiel, da hauchte Arnold Spohr: «Wow Martin, now you will meet a masterpiece.» Oder «Die vier Temperamente» von George Balanchine, auf die ich in Basel stieß.
In beiden Balletten habe ich exponiert getanzt, aber bei beiden wusste ich nicht, was an ihnen so besonders sein soll. Als Tänzer habe ich mich mehr damit auseinandergesetzt, wie ich zu tanzen habe. Ich habe mir selbst vorgestellt, wie das zu sein hat, was ich tanze. Habe mich nie gefragt, ob ein Stück wichtig oder unwichtig ist. Später, als Ballettdirektor, hat sich das etwas verändert. Aber nicht wesentlich. Ich kenne wenige Erbstücke. Der Tanz hat wenig Erbschaft. Das ist Fluch und – doch auch kein schlechtes Glück. Es gibt gute Ballette von früher und gute Ballette von heute – und viel Schlechtes im einen wie im anderen Fall.
Sie haben frühzeitig angefangen, die klassische Moderne in ...
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Tanz Jahrbuch 2014
Rubrik: düsseldorf: martin schläpfer, Seite 52
von Dorion Weickmann
Nicht zuletzt angeregt durch den Tanzfonds Erbe beschäftigt sich eine zunehmende Zahl von Choreografen mit der Wieder-Holung vergangener Tanzereignisse. Dabei tritt neben der Diskrepanz zwischen Aufführung und nachgelassenen, oft unbefriedigend unvollständigen Aufzeichnungsmaterialien die Frage, über welches Verfahren sich dem Gewesenen denn anzunähern sei.
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