anas abdul samad
Eigentlich ist er Theaterregisseur, aber seine Arbeit ist so choreografisch, dass sie auch die Tanzgemeinde begeistert. Bilder aus Bewegung, Licht, verschlüsselter Handlung und beklemmender Atmosphäre. Ein verwischter Spuk wie aus einer Schreckenskammer, umstellt von Videoscreens mit Großaufnahmen von Insekten, deren aggressives Angriffssummen die Stille durchbricht und mit Gefahr auflädt. Alles ist beunruhigend, vieles unverständlich, aber es lässt einen nicht los. Es gibt keine Sprache, nur Blicke, Gesten, Reaktionen, dazu die fast schon unheimliche Präsenz der Akteure.
Anas Abdul Samad, so heißt der Regisseur, Choreograf, Albträumer aus Bagdad. Seine Stücke zeigen, was das bedeutet. Sie erschaffen eine Welt aus Furcht und Verstörung, alles ist auf gespenstische Weise nah und fern zugleich, ein gefrorener Schrei, den niemand hört und doch jeder weiß.
Eine solche Kunst kann nur dort entstehen, wo die Angst zum Alltag gehört. Dabei ist sie nicht Anklage, eher Situationsbeschreibung, Bestandsaufnahme, symbolisch überhöht und doch sehr direkt, eine szenische Geheimsprache für Gleichgesinnte, mit durchaus ambitionierter Ästhetik. Ein Stück, das «Scolding» heißt und nur als ...
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Tanz Jahrbuch 2014
Rubrik: die hoffnungsträger, Seite 167
von Renate Klett
Erstaunlich, dass Intendant Manuel Schöbel an den Landesbühnen Sachsen nach dem Weggang von Rainer Feistel, dessen Handlungsballette eine sichere Bank im Spielplan waren, die Chance nutzte für einen völligen Neuanfang. Noch erstaunlicher, dass es keinerlei Diskussionen um den Bestand der Tanzsparte gab, obwohl an diesem Theater gerade im Bereich der Musik etliche...
«Tauberbach» ist das am meisten akklamierte Stück der Saison. Der Theatertreffen-Jury, die jährlich unter zehn Aufführungen traditionell eine Tanztheaterproduktion einlädt, wird die Entscheidung diesmal sicherlich besonders leicht gefallen sein. Alain Platels jüngstes Werk wurde uraufgeführt an den Münchner Kammerspielen, einer allseits als derzeit bestes deutsches...
Natürlich ist das nicht sonderlich originell. Weil der Choreograf und Chef des Balletts am Rhein gegenwärtig mit jedem Preis am Wegesrand ausgezeichnet wird. Macht aber nichts. Denn abgesehen von der allerhöchsten kreativen Qualität, Eleganz, Schönheit und Intelligenz, die seine beiden jüngsten Choreografien von Mahlers 7. Sinfonie und Adriana Hölszkys «Deep Field»...