Tanz Jahrbuch 2014
editorial
blick-einstellung
Erinnern und Bedeutung
Ein Schlaglicht von Theatermagier Jo Fabian
den haag: jiří kylián
Aufräumen
Jiří Kylián hat binnen vierzig Jahren ein einzigartiges Repertoire geschaffen – und sich Gedanken gemacht, was damit nach seinem Tod passieren soll. Schon jetzt hat er einige Stücke vorübergehend aus dem Verkehr gezogen. Warum, erzählt er Hartmut Regitz.
Jiri Kylian
hellerau: william forsythe
im absprung
William Forsythe zieht die Reißleine und gibt die Leitung seiner Company ab. Was heißt das für sein revolutionäres Werk? Der Meister schweigt. Trotzdem lässt sich Bilanz ziehen und ein Ausblick wagen
Schattenmann
Auch in Zukunft gibt es Forsythes Company. Weil da einer ist, der den SOS-Ruf des Choreografen auffing und ihm zu Hilfe eilte: Christopher Roman
re:
Replay. Reenact
Wie kann man vergangene Tanzereignisse wiederholen? Eine Begriffsbestimmung der Tanzwissenschaftlerin
Transfer
Lady Georgette ist die Lordsiegelbewahrerin aller Cranko-Choreografien. Die Stuttgarter Choreologin schwört, neben dem Körpergedächtnis, auf Notationen. Was nicht heißt, dass sie Videos gänzlich verdammt
düsseldorf: martin schläpfer
Das Original?
Eine Lüge! Erben kann was Schönes sein. Wenn es mit Verstand und Fingerspitzengefühl passiert, wenn auf der Bühne keine Tanzkonserven produziert werden. Sonst wird aus der Weitergabe – ein einziger Graus.
Martin Schläpfer, Direktor und Chefchoreograf des Ballett am Rhein, hat beide Erfahrungen gemacht
wuppertal: pina bausch
Ikone
Pina Bausch hinterließ vor fünf Jahren das Tanztheater Wuppertal. Nun werden erste Risse im Heiligenbild sichtbar
Ahnen ahnen
Die Filme von Pina Bausch.
Tradition
Tanz als Totengräberei.
hamburg: john neumeier
Bewahrer
John Neumeier präsidiert seit über vierzig Jahren dem Hamburg Ballett und hat ein riesiges Repertoire geschaffen. Wie er über Nachlass- und Kronprinzenregelungen denkt, verrät er Irmela Kästner.
Jerome Robbins
Trust statt Vertrauen
In der angloamerikanischen Tanzszene sorgen Choreografen häufig gezielt für den Todesfall vor. Oft vertrauen sie die Rechteverwaltung sogenannten Trusts an. Was es damit auf sich hat, lässt sich am Beispiel von Jerome Robbins studieren
Schlemmer, Bartok u.a.
Willkür
Oskar Schlemmer, Bela Bartók und ein paar andere ebenfalls verblichene Künstler haben Nachfahren oder Rechteverwalter, die den Nachlass geradezu eifersüchtig bewachen. Warum bloß? Und wem nützt, wem schadet das?
hamburg: john neumeier
Die Erben?
«Geschichte wiederholt sich. Hat damit irgendjemand ein Problem?», fragt die Choreografin Florentina Holzinger. Gemeinsam mit Vincent Riebeek kreuzte sie in Freiburg Vaslav Nijinsky mit Anita Berber. Dazu eingeladen hatte der Tanzhistoriker Eike Wittrock. Ein Gespräch über Sinn und Grenzen des brandaktuellen Historismus, Marke Tanzfonds Erbe
die saison 2013/14
Produktion des Jahres: Tauberbach
Der Müll, die Stadt und die Frau: Alain Platels Totentanz auf den Abfallbergen der brasilianischen Zivilisation überzeugt mit einer Ästhetik der Selbstbehauptung
Choreografin des Jahres: Meg Stuart
Andere legen sich auf die Couch, sie geht auf die Bühne. Um kurz vor ihrem 50. Geburtstag mit «Hunter» ins Jagdrevier der eigenen Erinnerung vorzustoßen
Tänzerin des Jahres: Natalia Osipova
Sie ist die Frau, von der man spricht. Die am Bolshoi eine Traumkarriere startete, gelangweilt nach Sankt Petersburg flüchtete und weiter ans Royal Ballet nach London. Vielen gilt sie als die herausragendste Ballerina ihrer Generation
Tänzer des Jahres: Paul White
Er hat Publikum und Presse im Sturm erobert. Weil der Novize des Wuppertaler Tanztheaters genau das in den Kreislauf der Kompanie einspeist, was dringend gebraucht wird: frisches Blut und jede Menge Energie
Kompanie des Jahres: Ballett am Rhein
Einmal mehr steht Martin Schläpfers Ensemble auf dem Siegertreppchen. Weil es keinen altbackenen Corps-Geist pflegt, sondern sich aus erlesenen Körperinstrumenten zusammensetzt – die wunderbar klingen, einzeln wie kollektiv