Hindernislauf

An die Wiener «Josephs Legende» von 1977 erinnert sich Gerhard Brunner

Tanz - Logo

Egon Seefehlner, meinen «Entdecker», habe ich zeitlebens tollkühn genannt, weil er, als Generalintendant der Deutschen Oper in Berlin so erfolgreich wie erfahren, es gewagt hat, einen tanzaffinen Journalisten zum Ballettdirektor der Wiener Staatsoper zu berufen. Wie er dazu kam, erfuhr ich erst vor zehn Jahren. Klaus Geitel, sein tanzkritisches Gegenüber in Berlin, erzählte mir, dass er es gewesen ist, der das eigene «Nein» zu einer Berufung nach Wien mit einem Fingerzeig auf mich verknüpft hat. Wie auch immer: Ich war eine Notlösung, und die Erfolgschancen lagen kaum über null.

Ich hatte keine Führungserfahrung und bestenfalls Ahnungen davon, wie es hinter jenem Vorhang zugeht, der mich bis dahin von jedem Bühnengeschehen trennte. Wo zwei Jahre ein Minimum gewesen wären, verblieben mir zur Vorbereitung auf den «Job» acht Monate. Wie viele und welche Berühmtheiten die Einladung zuvor bereits ausgeschlagen hatten, weiß ich nicht. Eine davon mag ein gerade aufgehender Ballettstern namens John Neumeier gewesen sein. Meine Ernennung 1976 war begleitet von einem journalistischen Feuerwerk. Gezündet hat es ein Kulturredakteur der Zeitung «Die Presse», der gerade zum «Persönlichen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Jahrbuch 2023
Rubrik: John Neumeier, Seite 110
von Gerhard Brunner

Weitere Beiträge
Imperium

Carsten Brosda, Sie sind seit 2011 in Hamburg. Was war Ihr erster Kontakt mit dem Hamburg Ballett? 
Zunächst war ich ja für Medien zuständig, und damals war das Ballett auf einer Senatsveranstaltung Teil des Abendprogramms. Richtig intensiv wurde meine Beschäftigung mit dem Hamburg Ballett ab 2016, als ich als Staatsrat in die Kulturbehörde gewechselt bin und dann...

Choreograf des Jahres: Marcos Morau

«Liebe mich – und heute Nacht wird alles möglich sein!» Verspricht die queere Königin der Nacht und schickt ein dämonisches Lachen hinterher. Die Party der Abgründe beginnt. Marcos Moraus «Nachtträume» für das Ballett Zürich nehmen Gestalt an als cooler Totentanz in Stummfilm-Schwarz-Weiß zu schnellen Rhythmen und sanften Melodien. Gestochen scharfe Bilder rasen...

Filipe Portugal

Wer sagt eigentlich noch, Choreografieren könne man nicht lernen? Zumindest nicht durch ein Studium? Filipe Portugal jedenfalls hat studiert, und er hat gelernt. Das zeigte Ende Mai das Festspiel «Heimlich seufzen die Winde» in der Klosterkirche Königsfelden bei Brugg im Schweizer Kanton Aargau. Den aus Portugal stammenden, langjährigen Solisten im Ballett Zürich...