Zauber der Macht
Mozarts «Ascanio in Alba» fristet im gängigen Opernrepertoire eher ein Nischendasein. Bei der Frankfurter Erstaufführung erstrahlt das Bühnenwerk aus der Feder des 15-jährigen Komponisten in zeitgemäßem Design. Regisseurin Nina Brazier und Bühnenbildner Christoph Fischer siedeln die von Kaiserin Maria Theresia für die Hochzeitsfeierlichkeiten eines Sohnes in Auftrag gegebene Festa teatrale im spätmodernen Ambiente einer Stadtentwicklungsfirma an, was sich als Anspielung auf eine alte Habsburger Praktik lesen lässt: Landnahme durch Heirat.
Eine zitronengelbe Halbkugel, die bis unter das Dach des Bockenheimer Depots reicht, dominiert die Bühne – eine wuchtige Zentrale der Macht.
Aus dem Imperium mit der protzigen Balustrade und den getönten Fenstern (hinter denen eine verschwommene arkadische Landschaft aufscheint) gibt es kein Entkommen. Hier regiert Mutter Venus (Kateryna Kasper), die als despotische Chefin im königsblauen Businesskostüm die Fäden zieht. An ihr kommt keiner vorbei, das signalisieren schon die majestätischen Schulterpolster. Auch sängerisch lässt sich Venus ihre mit feurigen Koloraturen und prachtvollem Volumen unterstrichene hohe Stellung nicht streitig machen. ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Silvia Adler
Puccinis «Tosca» firmiert in der italienischen Kapitale unter dem Rubrum «Lokaloper». Ein Wunder ist dies nicht, Handlungsorte und auch das Haus, in dem das Werk aus der Taufe gehoben wurde (das Teatro Costanzi), befinden sich allesamt in Roms Altstadt. Adolf Hohensteins Bühnenbilder und Kostüme für die Uraufführung anno 1900 leben in den zahlreichen...
Man stelle sich die Szene vor: eine Familienfeier im Hause Massenet, am prächtig gedeckten Tisch all seine Opern-Kinder. Zur Rechten des Komponisten sein liebster Spross, Manon, melancholisch-mild lächelnd. An ihrer Seite, wie stets in sich gekehrt, der arme Werther. Ihm gegenüber, in silbern glänzender Ritterrüstung, Don Quichotte, flankiert von zwei Zauberfrauen....
Die Schwarzweiß-Fotografie im Programmheft zeigt eine hübsche junge Frau, Frisur und Kleidung ganz im Stil der frühen 1940-er Jahre. Sie lächelt jugendlich-frisch, leicht verlegen in die Kamera, und es fällt schwer zu begreifen, dass sie nur wenige Jahre nach der Aufnahme nicht mehr leben durfte – in den Tod getrieben von Nazi-Deutschland und seinen französischen...