Traurig aktuell
Die Schwarzweiß-Fotografie im Programmheft zeigt eine hübsche junge Frau, Frisur und Kleidung ganz im Stil der frühen 1940-er Jahre. Sie lächelt jugendlich-frisch, leicht verlegen in die Kamera, und es fällt schwer zu begreifen, dass sie nur wenige Jahre nach der Aufnahme nicht mehr leben durfte – in den Tod getrieben von Nazi-Deutschland und seinen französischen Kollaborateuren.
Als Jüdin wird Hélène Berr im Frühjahr 1944 mit ihrer Familie aus ihrer Pariser Wohnung deportiert – ein Jahr später, nur wenige Wochen vor Kriegsende, stirbt sie an Erschöpfung und Typhus im KZ Bergen-Belsen. Ihren (zunächst noch von leiser Hoffnung angewehten) Leidensweg hat die Literaturstudentin in ihrem Tagebuch festgehalten – ein sensibles, intimes, extrem reflektiertes Dokument jener furchtbaren Tage.
Als der Komponist Bernard Foccroulle sich zwischen 2019 und 2020 mit der Komposition seiner Kammeroper «Le Journal d’Hélène Berr» befasste, konnte er vielleicht nicht ahnen, welch traurige Aktualität der Stoff inzwischen wieder bekommen hat. Dass jüdische Menschen nur 80 Jahre nach dem Holocaust in Europa um ihre Unversehrtheit bangen müssen, ist unfassbar, skandalös. «Können sie von christlicher ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Alexander Dick
Die Hölle, das sind für den lärmempfindlichen Admiral Sir Morosus die Anderen. Der geliebte Neffe hat die Juristerei an den Nagel gehängt und sich eine Operntruppe nebst singender Gattin Aminta angelacht. Woraufhin der empörte Onkel ihn enterbt und seinen Lebensabend mit einer schweigsamen Frau verbringen will. Als brachiale Rosskur für den Alten wird eine tönende...
Skandale gibt es, im Leben wie in der Kunst, immer wieder. Sie sind unverzichtbares Element beider Sphären und nicht selten dazu angetan, die Aufmerksamkeit für einen Vorgang zu erhöhen, der womöglich sonst von der Rezeption vergessen oder doch zumindest nicht in gleicher Weise Beachtung finden würde. Während jedoch politische Skandale allein aufgrund ihres...
Es ist außerordentlich vorteilhaft, wenn ein Opernhaus über eine hauseigene Barock-Combo verfügt, um Werke «Alter Musik» aufzuführen. Das Opernhaus Zürich hat das Orchestra La Scintilla, das, auf historischen Instrumenten, den Begriff eigentlich herrlich konterkariert: Nichts ist da alt, sondern alles umwerfend frisch. Und somit ein großes Vergnügen, es mit Rameaus...