Naht euch dem Strande
Man stelle sich die Szene vor: eine Familienfeier im Hause Massenet, am prächtig gedeckten Tisch all seine Opern-Kinder. Zur Rechten des Komponisten sein liebster Spross, Manon, melancholisch-mild lächelnd. An ihrer Seite, wie stets in sich gekehrt, der arme Werther. Ihm gegenüber, in silbern glänzender Ritterrüstung, Don Quichotte, flankiert von zwei Zauberfrauen. Da die schöne Cendrillon, dort die frömmelnd-verführerische Kurtisane Thaïs.
Und sogar der König von Lahore, die sonderliche Roma, die mondäne Cléopatre, die wunderliche Hérodiade und der rotgesichtige Bacchus sind gekommen, um dem Komponisten zu huldigen. Nur eine fehlt: Ariane, des Rauschkünstlers mythisch angewehte Schwester. Es sei schwierig, ein ein -facheres, zugleich wehmütigeres Subjekt zu finden als sie, hat Massenet einmal über die Titelheldin seiner Oper zu Protokoll gegeben. Was wiederum die Musikgeschichte nicht davon abgehalten hat, dieses Bühnenwerk, das am 31. Oktober 1906 seine akklamierte Uraufführung im Palais Garnier erlebte, völlig zu vergessen. Alexandre Dratwicki, Spiritus Rector des Palazzetto Bru Zane, der «Ariane» ausgegraben hat, erklärt sich diesen betrüblichen Umstand mit der Tatsache, dass ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 25
von Virginie Germstein
Die Schwarzweiß-Fotografie im Programmheft zeigt eine hübsche junge Frau, Frisur und Kleidung ganz im Stil der frühen 1940-er Jahre. Sie lächelt jugendlich-frisch, leicht verlegen in die Kamera, und es fällt schwer zu begreifen, dass sie nur wenige Jahre nach der Aufnahme nicht mehr leben durfte – in den Tod getrieben von Nazi-Deutschland und seinen französischen...
Am Schluss der Aufführung taumeln Olim, Severin und Fennimore, von den Vertretern der Ordnung vertrieben, den langen Weg zum «Silbersee» entlang, der auch im Sommer zugefroren bleibt, um Hilfsbedürftige zu retten. Da öffnet sich im zur Raumbühne umgestalteten ehemaligen Kesselhaus der Alten Schildkrötfabrik in Mannheim-Neckarau eines der riesigen kathedralenartigen...
Zum Ziele führt dich diese Bahn – nur wo geht es lang? Über ein großes Buch gebeugt, streiten die Knaben der Weisheit über den richtigen Weg. Wo der sich befindet, scheint in Pamela Recinellas Inszenierung der «Zauberflöte» niemand so recht zu wissen. Schon gar nicht die «Eingeweihten» in Sarastros Reich, die, ein Buch in der Hand, taumelnd ihre Kreise drehen wie...