Wohlfühlfaktor
Er habe «immer ein gewisses Vertrauen zur Oper» gehabt, bekannte Friedrich Schiller einmal gegenüber Goethe. Die kleine Lesegruppe im Café des Theaters Magdeburg teilt seine Ansicht. Tapfer hatte man sich zur Vorbereitung auf den Opernbesuch durch Schillers «Braut von Messina» gekämpft – und das Stück, in dem der Dichter den antiken Chor wiederzubeleben suchte, einhellig als «todlangweilig» befunden.
Zdenek Fibich und sein Librettist Otokar Hostinský sollen nun für die erlittenen Strapazen entschädigen.
Ihnen gelang in dem 1884 uraufgeführten Stück, was Schumann und Wagner, die sich ebenfalls mit dem Sujet beschäftigten, nicht gewagt hatten: den Klassiker in eine Literaturoper zu verwandeln. Dem Drama bekommt das gut. Die umfangreichen, durchaus einfühlsamen Kürzungen legen den spannenden, leicht kolportagehaften Handlungskern frei, und die Chöre, die bei Schiller wie Fremdkörper wirken, fügen sich nahtlos in den musikdramatischen Fluss.
Das Werk gilt zu Recht als eine der besten tschechischsprachigen Opern zwischen Smetana und Janácek – und doch war es nie zuvor auf einer deutschen Bühne zu sehen. Ironischerweise stand gerade Fibichs kosmopolitische Haltung der internationalen ...
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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Carsten Niemann
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Die Buhrufe am Ende des Premierenabends bleiben unverständlich. Vergessen offenbar, dass die Berliner Staatsoper und ihr Publikum dem Russen Dmitri Tcherniakov so glänzende Inszenierungen wie Rimsky-Korsakows «Zarenbraut» oder Prokofjews «Spieler» verdanken. Berlins Wagnerianer zielten mit dem Protest gewiss auf den Regisseur, aber auch auf den Dirigenten – just...