Willkürherrschaft
Am Jahrestag der russischen Invasion in die Ukraine eine Oper, die vor dem Hintergrund der Eroberungsfeldzüge Ivans des Schrecklichen spielt: Georges Bizets «Ivan IV» aus der ersten Hälfte der 1860er-Jahre war ein lange Zeit glückloses Werk. Aufführungspläne scheiterten, der fünfte Akt blieb unfertig. Der bedeutende Bizet-Biograf Winton Dean stampfte das Libretto und eigentlich auch die musikalische Anlage später in Grund und Boden.
Nach einigen folgenlosen Anläufen legte der englische Dirigent Howard Williams eine komplettierte Fassung vor, die als (relativ) authentisch gilt und einige Male konzertant aufgeführt wurde – eine Gesamtaufnahme von Radio France 2002 ist als CD zu haben. Erst im Dezember erfolgte in St. Petersburg die szenische Uraufführung. Jetzt zog das Staatstheater Meiningen nach.
«Ivan IV» ist eine veritable Grand opéra, lang und raumgreifend, die Handlung vollgestopft mit Action, dazu sinnliche Musik, wirkungsvolle Chöre, lyrische Ensembles, hochdramatische Arien. Das ist (überraschenderweise) wenig folkloristisch-«slawisch» – auch dies ein zentraler Vorwurf gegen das Werk –, was sich etwa daran zeigt, dass das wunderschöne «Lied des jungen Bulgaren» ein für den ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt April 2023
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Judith von Sternburg
Ein Königreich für eine Wampe, pardon, für ein Embonpoint? Nicht in Nürnberg. Claudio Otellis Falstaff ist zwar kein James Dean und auch kein Casanova – ein Fettwanst aber ebensowenig. Seine Baritonstimme gleicht der Figur. Leicht füllig ist sie, dabei durchaus gelenkig, weder überbordend noch schwammig, eher stabil, gutsitzend in Mittellage wie Tiefe und...
Die Alpen sind als Opern-Handlungsort von den komponierenden Protagonisten der Musikgeschichte bisher keineswegs verschmäht worden: Gaetano Donizettis «Linda di Chamounix» (1842) bezeichnete der Schriftsteller und Satiriker Eckhard Henscheid einmal verschmitzt als «die höchste Oper». Der (heutige) Ort Chamonix-Mont-Blanc liegt aber an sich «nur» auf ungefähr 1.000...
Ein Triumph. Und zwar auf beiden Ebenen: musikalisch wie inszenatorisch. Nicht anders beschreiben lässt sich, was Ende Januar, Anfang Februar in der Semperoper zu erleben war. Nun war nach Christian Thielemanns umjubeltem Einspringer-Dirigat für Daniel Barenboim zu dessen Geburtstags-«Ring» an der Staatsoper Berlin eigentlich nichts anderes zu erwarten. In Dresden...