Wenn Apollo predigt
Glucks «Alceste», mit der Mozart, Cherubini, Berlioz und Wagner sich komponierend auseinander gesetzt haben, gehört zu den hochgerühmten, aber selten gespielten Schlüsselwerken der Operngeschichte. Gluck hat das im Stoff wie in der Anlage auf Euripides zurückgehende kultische Drama ursprünglich auf einen Text Calzabigis 1767 für Wien geschrieben und das Werk 1776 gemeinsam mit seinem französischen Librettisten du Rollet grundlegend für Paris überarbeitet.
Gemessen an den zeitgenössischen Erwartungen selbst der französischen Bühne ist es gewiss das radikalste Werk der Opernreform, weil es allen virtuosen Flitter der italienischen Seria ausmerzt und die Handlung ganz ins Innere verlegt. Wir werden zu Augen- und Ohrenzeugen einer Tat, die keinem äußeren dramatischen Anlass, sondern einzig einem selbstgewählten Entschluss entspringt: Alceste möchte sterben, damit ihr Gatte leben kann. In der dramaturgisch schlüssigeren, aber musikalisch inkonsequenteren Wiener Fassung verzeiht Apollo dem liebenden Paar, während Gluck und du Rollet für Paris auf die Lösung des Euripides zurückgegriffen haben, bei dem der wie aus einem Satyrspiel in die Tragödie hineinplatzende Herakles als Deus ...
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Herr Salminen, können Sie noch überblicken, wie viele Sarastros und Gurnemanze Sie im Verlauf Ihrer Karriere gesungen haben?
Da dürfte eine ganze Menge zusammenkommen. Seit ich diese Partien auf der Bühne singe, bin ich eigentlich jedes Jahr für einige Vorstellungen engagiert worden. Wobei der Gurnemanz ja erst ziemlich spät zu mir gestoßen ist. Und er wird...
Es könnte ein Raum sein, den Anna Viebrock in die Welt gesetzt hat. Ein Wartesaal, womöglich ein schlossähnliches Gebäude. Ein milchiges Fenster. Fotos einer schönen Frau. Und jede Menge Stühle. Links ein Hügel aus dunkelbraunem Sand. Aber davor die Todesgrube, gebuddelt im göttlichen Auftrag, bestimmt für Eurydike. Mittendrin in dieser Stätte des Todes, die...
Es ist mir noch wie gestern, dass 1958 ein blond gelockter junger Mann unser Haus betrat und mich mit seinem Klavierspiel samt souveränem Vom-Blatt-Lesen verblüffte. Ich hatte mich nach einem Korrepetitor umgesehen, und mein Lehrer Hermann Weißenborn gab Ariberts stets aufmerksamer Mutter Irmgard Reimann den Rat, es doch einmal mit mir zu versuchen. Aber was ich...