Vom Varieté auf die Couch
Zwischen Farce und Drama liegt manchmal nur ein Augenblick. Ist die Stimmung gerade noch heiter überdreht, funkt plötzlich das böse Schicksal dazwischen und bringt alles auf Tragödienkurs. Die Lacher verstummen, die Mienen verdunkeln sich. Die Lust am schrillen Unsinn schlägt jäh in depressiven Tiefsinn um. Und doch kommt die Nähe des scheinbar Disparaten nicht von ungefähr, handelt es sich doch womöglich bloß um unterschiedliche Strategien, um mit dem Ernst der Lage fertig zu werden.
Manchmal liegt zwischen Farce und Drama auch bloß eine Theaterpause.
Zum Beispiel wenn man, wie der Regisseur Christian von Götz nun an der Oper Köln, eine ins Slapstickhafte driftende Politsatire wie die auf einem Guillaume-Apollinaire-Text fußende Opéra-bouffe «Die Brüste des Tiresias» von Francis Poulenc mit einer psychoanalytisch eingefärbten Dekonstruktion des «Ariadne»-Mythos von Bohuslav Martinu kombiniert. Zwei Stücke – aus dem Jahr 1947 das erste, von 1959 das zweite –, die kaum einmal zu hören, geschweige denn zu sehen sind. Welche Klammer sollte sie verbinden? Hier die aus Varieté und Music-Hall gespeiste Verve der Poulenc’schen Tiresiade um eine Frau, die zum Mann, und einen Mann, der zur ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Der «Lohengrin»-Frust sitzt offenbar tief bei Barrie Kosky. Während seiner Arbeit an Brittens «Sommernachtstraum» ließ er über die Medien erst mal jede Menge Wien-Schelte vom Stapel, um zu betonen, wie unvergleichlich viel freier die Produktionsbedingungen im hanseatisch aufgeschlossenen Bremen seien. Aber das Ergebnis zeigte dann, dass ein bisschen mehr...
Wie geht man – auf direktem Weg zum Weltstar – heute ein wichtiges Rollendebüt an? Rolando Villazón hatte vor drei Jahren mit dem Regisseur Paul-Emile Fourny, seit 2001 auch Intendant der Opéra de Nice, beim Festival von Antibes in «Lucia di Lammermoor» zusammengearbeitet. Man verstand sich gut, Villazón versprach Nizza eine «Werther»-Premiere – ohne zu wissen,...
Der Titelheld der Geschichte ist ein Verführer. Ein Sexprotz mit einem Eroberungsverzeichnis, das stolze 2065 Eintragungen aufweist. Was also liegt näher, mag sich Regisseur Georges Delnon, in Richtung Basel scheidender Intendant des Mainzer Staatstheaters, gefragt haben, als jede Menge Sex auf der Bühne?
So lag gleich am Anfang Donna Anna nur spärlich verhüllt...