Dresdner Ensemblekultur 1938

Hänssler präsentiert den dritten Akt der «Meistersinger» in revidiertem Klangbild

Opernwelt - Logo

Eine komplette Wagner-Oper aufzunehmen, wäre in den dreißiger Jahren technisch durchaus schon möglich gewesen, doch kaum ein Musikfreund hätte das fertige Produkt auch bezahlen können. Aus gutem Grund also hat sich Electrola im Falle der «Meistersinger», die 1938 nicht in einem trockenen Studio, sondern auf der Bühne der Semperoper eingespielt wurden, auf den dritten Akt beschränkt.

Eine Pioniertat war es trotzdem, vergleichbar nur dem Konkurrenzunternehmen der Columbia, die zwei Jahre zuvor in Wien den ersten Akt der «Walküre» unter Bruno Walter verewigt hatte – auch wegen der Protagonisten Lotte Lehmann und Lauritz Melchior bis heute eine Perle der Wagner-Diskografie. 
Auch diese «Meistersinger» sind von hohem dokumentarischen und künstlerischen Wert. Sie basieren auf einer Dresdner Bühnenproduktion, nur in zwei Fällen bestand die produzierende Firma auf Gastsängern. So kam für den Sachs Hans Hermann Nissen aus München angereist, damals ein führender Wagner-Bariton. Er hatte die Partie das Jahr zuvor bei den Salzburger Festspielen unter Toscanini gesungen, nachdem sich dieser mit Friedrich Schorr überworfen hatte. Nissens ausladender dunkler Bariton klingt auch in der Rolle des ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2006
Rubrik: CDs, Seite 56
von Ekkehard Pluta

Vergriffen
Weitere Beiträge
Vom Varieté auf die Couch

Zwischen Farce und Drama liegt manchmal nur ein ­Augenblick. Ist die Stimmung gerade noch heiter überdreht, funkt plötzlich das böse Schicksal dazwischen und bringt alles auf Tragödienkurs. Die Lacher verstummen, die Mienen verdunkeln sich. Die Lust am schrillen Unsinn schlägt jäh in depressiven Tiefsinn um. Und doch kommt die Nähe des scheinbar Disparaten nicht...

Kreatives Brüten

Spätestens mit Walter Felsenstein ist uns ­bewusst geworden, dass die Opernbühne zweierlei Arten der Darstellung erlaubt. Einmal das «mit Ausdruck Singen und dazu Spielen», wie es für die Oper als Regel gilt. Freilich nicht fürs Musiktheater. Denn für Letzteres ist Musik «nicht etwas vorher Gegebenes, in das der Sänger sich während des Singens einfühlt» (Joachim...

Fliehende Zeit

Thornton Wilder veröffentlichte 1931 seinen Einakter zum Fest: «The Long Christmas Dinner». Darin bringt er ein Weihnachtsmenü auf den Tisch, das, streng genommen, neunzig Jahre dauert. Hier werden Handlungen, Ereignisse, Stimmungen eines knappen Jahrhunderts mosaikartig zusammengetragen; während die Ahnen auf der einen Seite die Bühne verlassen, kommen ihre...