Welttheater, zeitlos
«Der Kaiser von Atlantis», Viktor Ullmanns allegorisches «Spiel in einem Akt» nach einem Text seines tschechischen Landsmanns, des Malers und Autors Peter Kien, ist wohl die einzige vollständige (Kammer-)Oper, die in einem Konzentrationslager der Nazis geschrieben wurde. Das ist nicht nur eine ungeheuerliche Episode der Musikgeschichte. Es ist auch ein Dilemma heutiger Aufführungen, von denen es seit der verspäteten Premiere im Jahr 1975 eine ganze Menge gab.
Auch wenn das Werk seine geplante Uraufführung nicht im Lager von Theresienstadt erlebte und die Künstler im Herbst 1944 nach Auschwitz deportiert wurden, muss man sich fragen, ob der Entstehungshintergrund dem Stück nicht eingebrannt ist – und wie sich eine moderne Inszenierung dazu verhalten sollte. Ist die Parabel vom Tyrannen und dem Tod, der nicht mehr töten will, nicht viel stärker mit Weltkrieg und Holocaust verschweißt als etwa «Capriccio» von Richard Strauss, das gern in der Entstehungszeit im Zweiten Weltkrieg situiert wird?
Für die Kölner Neuinszenierung der Ullmann-Oper in einem Pavillon im Schatten des noch immer nicht restaurierten Opernhauses am Offenbachplatz hat sich die Regisseurin Eike Ecker anders ...
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Opernwelt April 2018
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Michael Struck-Schloen
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Zwei musiktheatralische Kurztrips durch die Wüste: Die Uraufführung «A Wintery Spring» des in Deutschland eingebürgerten jordanischen Komponisten Saed Haddad und die eine mosaische Überlieferung behandelnde Karfreitagskantate «Il serpente di bronzo» (1730) des lange in Dresden tätigen böhmischen Barockkomponisten Jan Dismas Zelenka. Dem extravaganten Duo diente im...
Herr Schulz, Sie haben bereits seit zwei Jahren an der Staatsoper gearbeitet, zunächst als designierter Intendant, seit September 2017 als Ko-Intendant neben Jürgen Flimm. Ab dem 1. April sind Sie nun endlich alleine auf dem Posten. Wie fühlt sich das an?
Fantastisch! Der Moment könnte nicht besser sein. Zum einen ist das Haus nun frisch saniert, zum anderen wächst...