Wahnsinn und Eigensinn
Nicht einmal zehn Minuten braucht man zu Fuß, um vom Opernring in die Linke Wienzeile zu gelangen. Und doch liegen Welten zwischen der mit Stars, Glamour und touristenkompatibler Repertoire-Pflege prunkenden Staatsoper und Wiens (neben der Volksoper) «drittem» Opernhaus, das seit 2006 unter der Leitung von Roland Geyer dank klarer Programmatik und kluger Besetzungspolitik eine erste Adresse geworden ist. Seit Dominique Meyer zum Nachfolger des österreichischen Opernkönigs Ioan Holender ernannt wurde, scheint die mentale Distanz zu schwinden.
Zum Einstand seiner Direktion hatte Meyer im Oktober Hindemiths «Cardillac» (1926) angesetzt, derweil lief bei Geyer «Ariadne auf Naxos» (1912). Als zweite Staatsopernpremiere folgte im November Händels «Alcina» (1735) – eine kleine Sensation: nicht nur, weil man dort fast fünfzig Jahre die Schätze der Barockära ausgesperrt hatte, sondern auch, weil die (im Ausland tourenden) Philharmoniker «ihren» Graben einem «Fremd»-Orchester überließen: den Musiciens du Louvre und ihrem Spiritus Rector Marc Minkowski. Gleichzeitig stellte ein paar Straßen weiter René Jacobs mit dem Freiburger Barockorchester die jüngsten Früchte seiner Mozart-Exegesen vor: ...
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Opernwelt Januar 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Albrecht Thiemann
Herr Goerne, Ihr neues Schubert-Album hat den Titel «Nacht und Träume». Wovon träumen Sie?
Ich träume nur sehr selten. Und nie von Musik – weder im Positiven noch als Stresssituation.
Schubert war ja eigentlich ein Tagmensch und hat am liebsten morgens komponiert. Was bedeutet in seinen Liedern die Nacht?
Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal bezeichnet sie die...
Pech für den Intendanten und Regisseur. Obwohl er mit einem Mikrofon ausgestattet den Vorhang teilt – wir verstehen kein Wort von ihm. Die Vertreter des Publikums, die «Tragischen» und die «Komischen», die «Lyrischen» und die «Hohlköpfe», die ihn aus den Proszeniumslogen chorisch bedrängen, übertönen den Hausherrn locker. Doch keine Bange, Marc Adam verschafft sich...
Die Anmutung erinnert an ein Renaissance-Gemälde: die klaren Linien und Proportionen, die Harmonie der Formen und Farben, die Überfülle der Details, der souverän überschauende Blickpunkt. Das fotografische «Porträt» des Auditoriums im Gran Teatre del Liceu wirkt wie eine Komposition, wie das Werk eines Künstlers, der seinen Gegenstand mit den Augen des Architekten...