Vox humana

Franziska Ehingers Studie über Gesang und Stimme bei Keller, Keyserling und Thomas Mann

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Die Romantiker schienen mit dem Gesang geboren. Die Literatur der Zeit ­jedenfalls ist voller Sänger. Figuren, die eigens gedichtete Lieder vortragen, die an den unterschiedlichsten Orten zu ­unterschiedlichsten Gelegenheiten ihre Stimme erheben, für die das Singen selbstverständlich zu sein scheint. Der Gesang wird zum Lebensgefühl einer Epoche. Ihnen folgten die Realisten – und die Melodien verstummten.

«Dafür werden Gesang und Stimme detaillierter beschrieben und mit der Psychologie der Figuren in Verbindung gebracht», behauptet Franziska Ehinger zu Beginn ­einer Untersuchung, in der sie ein musikalisches Randthema in der Literatur von Gottfried Keller, Eduard von Keyserling und Thomas Mann unter die Lupe nimmt. Wie also – so lautet die allgemeine Frage – spiegelt sich in literarischen Texten eine Entwicklung, die bis heute anhält und die zum Spiegel eines merkwürdigen gesellschaftlichen Wandels geworden ist? Denn Fakt ist: Es wird (zu) wenig gesungen. Während mit der Schwelle zum 19. Jahrhundert die Welt gesanglich durchdrungen schien – von singenden Vögeln über metaphorische, mithilfe des Stimm-Vokabulars wiedergegebene Schilderungen diverser Naturphänomene bis hin zum bloßen ...

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Opernwelt Juni 2005
Rubrik: magazin, Seite 21
von Christoph Vratz

Vergriffen
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