Story von heute?
Ohne Umschweife: In Sachen «Così fan tutte» liegt Dortmund derzeit klar vor Gelsenkirchen. Einmal mehr zeigt sich, dass modisch modernes Ambiente (Verena Hemmerleins Tennisplatz in Gelsenkirchen) keineswegs genügt, solange es inszenatorisch nicht gefüllt wird. Regisseur Andreas Baesler lässt den Chor in Ponnelle-Manier über die Bühne wuseln (in Dortmund wird aus dem Off gesungen) und stört zentrale Arien von Fiordiligi (hervorragend: Claudia Braun) und Ferrando (sympathisch bemüht: Clemens-C. Löschmann) durch die Anweisung, Tennisbälle als Zeichen der Erregung zu schmettern.
Doch für das emotionale Quiproquo des Finales steht lediglich ein flüchtiger Händedruck. Die in Dortmund von Guglielmo gezückte Pistole ist zwar auch ein reichlich abgegriffener Coup, wirkt als Höhepunkt eines Leidens-Crescendos aber wenigstens stimmig.
Gabriele Rech geht am strengsten mit Don Alfonso ins Gericht. Der Vernunftglauben der Aufklärung allein vermag das Experiment des «alten Philosophen» heute ohnehin nicht mehr zu legitimieren. Die Regisseurin zeigt Alfonso als einen äußerlich zwar vitalen, in seiner sexuellen Manneswürde jedoch zutiefst zerrütteten Menschen, der nach Schuldigen sucht. Da hat ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Wer Stéphane Lissner begegnet, in Aix-en-Provence, in Paris, in Wien, trifft einen eher zurückhaltenden, ruhigen Menschen, der einen freundlich begrüßt. Wer sich allerdings die Liste der Positionen durchliest, die der 1953 in Paris geborene Lissner im Laufe der letzten dreißig Jahre besetzte und zu einem nicht unwesentlichen Teil noch besetzt hält, der muss...
Wer ein Schloss bewohnt, verkörpert zwangsläufig ein Stück Tradition. Man trägt also Louis Quinze beim Marchese della Conchiglia (ein Hoch auf die edel genähten Rokoko-Kostüme von Jens Hübner), möchte heute aber auch im Schlosstheater Rheinsberg auf die Annehmlichkeiten der Moderne nicht mehr verzichten. Als da wären Sonnenbank, Hometrainer, höllisch rote Pumps und...
Anna Netrebko ist ganz genau, wenn es um die große Arie der Traviata geht. Sechzehntelpausen des «Ah fors‘è lui» dort, wo sie stehen, die Legatobögen, Akzente und dynamischen Stufen ebenfalls. Keine «Interpretation» versucht diese Aufnahme, sondern eine schlichte Ausführung des Notentextes. Maria Callas war da, ein halbes Jahrhundert vorher, freizügiger. Was sie...