Vor Sonnenuntergang
«Fünftklassig» – so wurde Ottorino Respighi durch seinen Enkelschüler György Ligeti eingestuft. Es darf bezweifelt werden, ob Ligetis stupendes musikhistorisches Bewusstsein hier mehr als nur die römische Orchestertrilogie parat hatte. Denn angesichts der jetzt erstmals eingespielten Oper «La Campana sommersa» (1923-1927) bedarf das gängige Respighi-Bild dringend einer Generalüberholung – dem engagierten Orchestre National de Montpellier und Friedemann Layer sei's gedankt.
Da wäre zunächst die Faschismus-Keule aus der Hand zu legen, die gegen den Monumentalismus des Wahl-Römers immer wieder geschwungen wird. Der politisch unbedarfte Respighi ließ sich zwar von Mussolini (ungebeten!) feiern, wahrte zum Regime sonst aber Distanz – im Gegensatz zu manch anderen. Immerhin hatte er in dem glühenden Antifaschisten Toscanini einen bedeutenden Interpreten. Dass sein Werk andererseits instrumentalisiert werden konnte, ist anhand der stellenweisen Sonnen- und Tatkraftmystik dieser Oper zu vermuten. Gerhart Hauptmann, der das zugrunde liegende Stück «Die versunkene Glocke» geschrieben hatte, durfte nicht zuletzt zwischen 1933 und 1945 den Dichterfürsten spielen.
Allerdings hat Hauptmanns ...
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