Von frivol bis Fußball
Plüschwerk für harmoniebedürfige Abonnenten? Bequeme Polsterware für kassenbewusste Spielplangestalter? Dieses Image hat die Operette abgestreift. Fast überall vorbei die Zeit der Saubermann-Bearbeitungen aus den Wirtschaftswunderjahren. Her mit dem damals unterschlagenen dreckigen Ton, dem frechen Orchesterklang, dem scharfen Witz! «Rekonstruktion» lautet heute das Zauberwort.
Dem Originalsound auf die Spur zu kommen, ist allerdings gar nicht so leicht: Komponisten wie Paul Abraham legten ihre Partituren offen an, ließen Raum für Anpassung an lokale Gegebenheiten, abendliche Launen und instrumentale Moden. Über Noten und Libretti, Dokumente, Film- und Tonaufnahmen aus der Entstehungszeit nähern sich Theatermacher, Forscher und Editoren wieder der «Urgestalt» der Werke. Ein Zwischenbericht
Henning Hagedorn ist schwer bepackt. Die Partitur unter seinem Arm ist ein sattes, provisorisch gebundenes Notenkonvolut, auf dem der wohlbekannte Titel «Die Blume von Hawaii» prangt. Paul Abraham hat das Stück auf Texte seines bewährten Librettisten-Teams Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda im Juli 1931 in Leipzig auf die Bühne gebracht; es war nach «Viktoria und ihr Husar» der zweite ...
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Opernwelt Jahrbuch 2015
Rubrik: Neue Operette, Seite 90
von Michael Struck-Schloen
Die Zäune zwischen «absoluter» und «angewandter» Musik, also auch der für die Bühne, trennen seit je sogar die Komponisten. Assoziiert man die einen, fast reflexhaft, mit Oper: Monteverdi, Lully, Weber, Rossini, Donizetti, Verdi, Puccini, Bizet, Gounod, Massenet, Offenbach, so die anderen mit instrumentalen Genres: Scarlatti, Paganini, Chopin, Brahms, Bruckner,...
Die Messestadt. Die Bankenstadt. Aber ist Frankfurt auch Opernstadt? Da zögert man, schiebt den Vergleich mit musiktheatralischen Hochburgen wie Wien, München oder Dresden doch lieber beiseite. Natürlich ist Oper in den ehemaligen großen Hoftheatern immer verankert gewesen. Beste Tradition. Hamburg (mit dem ältesten bürgerlichen Opernhaus Deutschlands) und Leipzig...
In diesem Jahr feiern gleich drei bedeutende Komponisten aus dem Ostseeraum einen runden Geburtstag: Jean Sibelius, Carl Nielsen und Alexander Glasunow. Dass ihnen alles Theatralische fremd gewesen wäre, kann man nicht behaupten. Doch für die Opernbühne interessierten sie sich, wenn überhaupt, nur am Rande. Der ganze Stil sei «banal», urteilte Sibelius. Ein...
