Vom Sehnen verwehrt

Überschreibungen II: Helmut Oehrings «Aschemond oder The Fairy Queen» in Wuppertal

Opernwelt - Logo

Zart schwebt die Musik durch den Raum: «One charming night», eine der berühmtesten Arien aus «The Fairy Queen». Doch plötzlich stampft das Orchester in wilden Rockrhythmen los. Aber es zerstört Purcells Poesie nicht ganz, holt sie nur auf die Erde zurück, füllt die Körperlosigkeit mit Fleisch. Solche Wechselwirkungen gibt es oft in Helmut Oehrings 2013 in Berlin uraufgeführtem «Aschemond oder The Fairy Queen».

Auf unakademische, spontane, manchmal auch ruppige Art reagiert Oehring auf Purcells Komposition und schafft so eine spannungsreich-unvorhersehbare Partitur, die weniger Überschreibung ist als Wechsel aus Anschmiegen und Abstoßen.

Die Oper Wuppertal meldet sich nach zwei trüben Jahren ohne eigenes Ensemble gerade ziemlich spektakulär zurück. Dass ein Stück wie «Aschemond» hier überhaupt aufgeführt werden kann, ist fast schon eine Sensation. Zumal neben dem Orchester ein Barockensemble verlangt wird, das hier weitgehend aus Mitgliedern der Wuppertaler Sinfoniker besteht. Dazu kommen zwei Musiker (als halbes Continuo und Bindeglied zwischen den Klangkörpern) und eine Menge vorproduzierter elektronischer Einspielungen. Angekündigt ist der Abend als «Teiluraufführung». ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2017
Rubrik: Magazin, Seite 80
von Stefan Keim

Weitere Beiträge
Deutungsoffene Räume

Wiedersehen macht Freude – vor allem bei Gästen, die nicht zu oft kommen. Unter der Intendanz von Peter Jonas inszenierte David Alden derart häufig an der Bayerischen Staatsoper, dass irgendwann kein Münchner Operngänger seine ironische Popästhetik mehr sehen konnte. Nun ist der New Yorker Regisseur ins Nationaltheater zurückgekehrt, um Gioachino Rossinis letzte...

Sentimental Journey

Der Witz ist Legende, in vielen Varianten erzählt. Wir nehmen mal diese: Auf einer Wolke sitzen die Pultgötter Böhm, Bernstein und Karajan. Böhm erzählt, er habe geträumt, ihm sei ein Engel erschienen und habe ihm versichert, er, Karl Böhm, sei der größte Dirigent. Daraufhin erwidert Bernstein, das sei doch sehr interessant – aber in derselben Nacht sei Gott vor...

Luftgymnastik

Die Dame trägt Rot. Lang an ihrem schmal-schlanken Körper herabfließendes, samtenes Rot. Steht ihr gut, wo sie doch jetzt die (attraktive) Gattin eines (einfluss-)reichen Mannes ist, nicht mehr nur Bild für die anderen. Also spielt Lulu, die seit Menschengedenken diesen Namen nicht mehr trägt, die ihr zugedachte Rolle, spielt sie mit versuchter Würde. So ganz...