Vokale Empathie
«Opernfreund, was willst du mehr», kann man in einem einschlägigen Internetforum lesen. In der Tat: Acht Opernquerschnitte auf sieben CDs, alle mit Fritz Wunderlich, aufgenommen zwischen 1960 und 1963 von der damaligen Electrola, vom Nachfolger EMI Classics nun digital bearbeitet und zum Spottpreis von nicht einmal drei Euro pro Scheibe auf den Markt geworfen – das ist schon was. Was willst du mehr? Nun ja, ein Beiheft, das über die Geschichte dieser Aufnahmen informiert, wäre schön gewesen. Doch offenbar wurde so knapp kalkuliert, dass das Wunsch bleiben muss.
Außerdem hätte EMI, mittlerweile selbst als selbstständige Firma verschwunden, dort kundtun müssen, dass zum Zeitpunkt der Aufnahmen der im aktuellen Pressetext mit «großen Opernmomenten» gefeierte Sänger «nur» der Tenor für die Abteilung «Querschnitte» – dem Usus der Zeit entsprechend in deutscher Sprache – war. Denn schließlich standen beim selben Label sein fünf Jahre älterer Fachkollege Nicolai Gedda und Rudolf Schock, der Wunderlich 15 Jahre voraus hatte, unter Vertrag. Da musste der Pfälzer, dessen Karriere unmittelbar nach seinem Studium in Freiburg 1955 geradezu kometenhaft begonnen hatte, zwangsläufig (noch) im ...
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Opernwelt Januar 2012
Rubrik: Medien | CDs, DVDs, Seite 26
von Alexander Dick
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