Kopf ohne Körper?

... das ist die Frage: Recitals von Lucy Crowe, Nuria Rial, Stefanie Irányi, Teodora Gheorghiu, Chen Reiss, Aleksandra Kurzak und Jeremy Ovenden

Opernwelt - Logo

«Lasset die Frauen schweigen in der Gemeinde, denn es soll ihnen nicht gestattet sein, dass sie reden, sondern sie sollen sich unterordnen...» Der frauenfeindliche Imperativ aus dem Ersten Korintherbrief, Kapitel 14, Vers 34 – als «mulier taceat in ecclesia» in die Kirchenpraxis übernommen –, hatte auch vokalästhetische Auswirkungen: Der auf diese Weise geförderte Einsatz von Knabenstimmen im sakralen Raum beeinflusst bis heute den Gesangsstil der Alten Musik (weit über den Bereich des Geistlichen hinaus).

Denn der kopfige, vibratoarme, körperlos-«reine» Klang wird dort oft auch von Frauen gefordert. So nutzt die Engländerin Lucy Crowe in ihrem Recital «Il caro Sassone – Handel in Italy» vor allem die Kopfresonanz, baut häufig auf vibratoarme, gerade Töne als Ausdrucksarsenal – wobei sie dies für meinen Geschmack übertreibt. Dass nämlich solch körperloser, vermeintlich «instrumentaler» Klang wichtiger Teil des artifiziellen barocken Gesangsstils sei, wie hier auch beim italienischen Händel vorgeführt, leuchtet nicht ein. Hat gerade das lateinische Barock der opulenten Körperlichkeit doch eine wesentliche Rolle zugewiesen (Nikolaus Harnoncourt erwähnt in diesem Zusammenhang gern die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2012
Rubrik: Medien | CDs, DVDs, Seite 23
von Gerhard Persché

Weitere Beiträge
Für diese Tenöre gilt die Unschuldsvermutung

Seit neun Jahren, seit seinem Debüt in Erfurt, schlüpft er in die mal mehr, mal weniger glänzende Rüstung des Gralsritters. Lohengrin, das ist für Klaus Florian Vogt die Rolle geworden, über die er sich definiert und mit der er bei den Bayreuther Festspielen seinen womöglich größten Triumph gefeiert hat. Eine Gesamtaufnahme steht noch aus (und wird unter Marek...

Apropos ... Väter: Bo Skovhus

Herr Skovhus, mit Aribert Reimanns «Lear» in Hamburg rücken Sie abrupt ins Großvaterfach vor.

Na ja, Fischer-Dieskau war 53 Jahre alt, als er den «Lear» uraufgeführt hat. Ich bin vier Jahre jünger, als er es damals war. Allerdings ist Lear, wie Sie wissen, überhaupt kein Großvater. Seine Töchter haben ihm keine Enkelkinder geschenkt. Er ist Vater. Testfrage...

Goldener Klang

Beim großen Run auf den «Ring» im Vorfeld des Wagner-Jubiläumsjahres hat die Oper in Sofia bisher gut mitgehalten: 2010 überraschte sie mit einer gelungenen «Rheingold» -Produktion, dieses Jahr mit der «Walküre» (siehe OW 7/2010 und 6/2011). Es ist der erste selbst produzierte «Ring» in der Geschichte des Hauses. Der Schwerpunkt liegt allerdings nach wie vor beim...