Visionäre mit Schattenwurf

Herfried Münkler analysiert anhand des Dreigestirns Karl Marx, Richard Wagner und Friedrich Nietzsche die Umbrüche des 19. Jahrhunderts

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Drogenabhängig waren sie alle drei. Doch nicht der Rausch bacchantischer Verzückung war es, nach dem Karl Marx, Richard Wagner und Friedrich Nietzsche trachteten. Der Grund dafür, dass sie zeitlebens, in unterschiedlicher Dosierung, dem Opium zuneigten, war um einiges prosaischer: Es linderte schlichtweg ihre zum Teil extrem schmerzhaften körperlichen Leiden. Und es sorgte dafür, dass sie ihrer jeweiligen «Arbeit» zumindest über weite Strecken einigermaßen entspannt nachgehen konnten.

Bei aller Unterschiedlichkeit der Charaktere, Ansichten und «Fachgebiete» eint Marx, Wagner und Nietzsche vor allem eines: Sie waren Visionäre, ohne die sowohl die gesellschaftspolitische als auch die philosophische und musikalische Welt heute eine andere wäre; und sie stritten für ihre Überzeugungen und Utopien mit allen Mitteln der (rhetorischen, politischen, philosophisch-ästhetischen, klanglichen) Kunst. Und so irrt Herfried Münkler nicht, wenn er in seinem Buch mit dem triftigen Untertitel «Welt im Umbruch» das Herausragende ihres Schaffens herausstellt: «Alle drei waren Sterne, die einen langen, rotglühenden Schweif hinter sich herzogen, der immer noch am Funkeln ist beziehungsweise nach ...

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Opernwelt November 2021
Rubrik: BUCH des Monats, Seite 29
von Jürgen Otten

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