Viel Lärm um nichts

Tatjana Gürbaca inszeniert Gaetano Donizettis «Lucia di Lammermoor» in Zürich mit Geschick, Speranza Scappucci belebt die Partitur mit goldrichtig gezügelten Tempi und rhythmischer Präzision

Opernwelt - Logo

Nichts gegen Tatjana Gürbaca, überhaupt nichts – aber vielleicht wäre «Lucia di Lammermoor», eine Sängeroper par excellence, doch genau das Richtige für eine konzertante oder bestenfalls eine halbszenische Aufführung. Die Bösen sind die Bösen, die Liebenden sind die Liebenden, das ist zu hören, dazu braucht es weder Blumenkranz noch Totschläger oder Morgenstern; nicht einmal Theaterblut wäre vonnöten. Indes, Gaetano Donizettis Oper ist nun mal eine Oper, und zu der gehört bekanntlich eine Bühne, weshalb ein Team von Bühnenkünstlerinnen und -künstlern verlangt wird.

Am Opernhaus Zürich, das – nach der fulminanten Eröffnung mit Mussorgskys «Boris Godunow» – die durch das Virus gründlich durcheinandergebrachte, wenn auch bewundernswert bewältigte Spielzeit mit «Lucia di Lammermoor» beschließt, waren drei Frauen am Werk, neben der Regisseurin noch die Kostümbildnerin Silke Willrett und die Dramaturgin Beate Breitenbach.

Stimmt nicht, es waren deren vier. Denn am Pult der Philharmonia Zürich stand Speranza Scappucci, die Dirigentin aus Rom, der zu Recht ein ausgezeichneter Ruf vorausgeht. Schon in der Einleitungsszene fielen jene goldrichtig gezügelten Tempi auf, die so unerhört ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2021
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Peter Hagmann

Weitere Beiträge
Routiniert

«Theater muss sein.» So euphorisch und provokant (weil Theater eben Geld kostet) hat es der Deutsche Bühnenverein Ende der 1990er-Jahre propagiert, mit dem neckisch auf einem Punkt tänzelnden T. Die Aussage wurde seither immer wieder diskutiert ‒ besonders verzweifelt während der Pandemie, in der das Theater als Ort gesellschaftlicher Diskurse über Nacht seine...

Rüschenärmel und Puderperücke

Nachgerade undenkbar wäre die französische Barockszene ohne die vielen freien Ensembles, die sich oft um einen Dirigenten scharen, der als starke Gründerfigur fungiert. Als jüngster Zuwachs in der Reihe darf der 1996 geborene Valentin Tournet gelten, der 2017 mit «La Chapelle Harmonique» sein eigenes Orchester und seinen eigenen Chor gegründet hat. Im Alter von...

Blockhaft

Man ist es zwar langsam leid, immer wieder die Pandemie bemühen zu müssen. Doch mit den viralen Verwerfungen wird sich der Kulturbetrieb wohl noch lange herumschlagen müssen. Was zunehmend schmerzlich erfahrbar wird, ist allenthalben spürbare Diskontinuität. Ehe sich im November 2020 die Vorhänge auf unbestimmte Zeit schlossen, waren in Österreich die ersten...