Zeitgemäß
«Mazeppa» – ein Werk über die Ukraine und Russland? Im Bolschoi Theater? In der heutigen Zeit? Wo wir uns täglich schämen wegen der Annexion der Krim, des Kriegs in der Ostukraine und vielem anderen mehr? Eigentlich geht das Bolschoi Theater Bühnenwerken dezidiert politischer Natur aus dem Wege. Warum aber setzt es gerade diese Oper Tschaikowskys aufs Programm, die das Mariinski-Theater seinerzeit (1884) deshalb nicht aufführte, weil dort «eine Szene schrecklicher ist als die andere» und weil es «Folter, Gefängnis, Morde und Wahnsinn» gibt? Wie auch immer.
Bereits im März 2020 wurde «Mazeppa» im Bolschoi Theater konzertant aufgeführt. Die Interpretation von Generalmusikdirektor Tugan Sokhiev hinterließ einen sehr guten Eindruck.
Sokhiev hatte im Bolschoi schon «Eugen Onegin» und «Pique Dame», die Hauptwerke des großen russischen Europäers, dirigiert, allerdings ohne nennenswerte Eigenständigkeit und sorgfältige Ausarbeitung, dazu in wenig erbaulichen Inszenierungen. Die konzertante Aufführung der «Jungfrau von Orléans» im Rahmen seiner Inthronisation war 2014 die bislang beeindruckendste Arbeit des Dirigenten auf diesem Gebiet. Für den szenischen «Mazeppa» wurde nun Jewgenij ...
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Opernwelt August 2021
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Alexej Parin
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Der Abschied war, im ursprünglichsten Sinne des Wortes: fürstlich. Gefeiert wurde er mit einer Gala, einem opulenten Bildband (dessen Titel «Zur Freude und Erhebung» in überschaubarer Bescheidenheit die in goldenen Lettern auf dem Giebel des Meininger Theaters verewigte Huldigung an Herzog Georg II. zitiert, der den Musentempel vor gut 200 Jahren gegründet hatte)...
Nichts gegen Tatjana Gürbaca, überhaupt nichts – aber vielleicht wäre «Lucia di Lammermoor», eine Sängeroper par excellence, doch genau das Richtige für eine konzertante oder bestenfalls eine halbszenische Aufführung. Die Bösen sind die Bösen, die Liebenden sind die Liebenden, das ist zu hören, dazu braucht es weder Blumenkranz noch Totschläger oder Morgenstern;...