Viel Lärm um nichts
Nichts gegen Tatjana Gürbaca, überhaupt nichts – aber vielleicht wäre «Lucia di Lammermoor», eine Sängeroper par excellence, doch genau das Richtige für eine konzertante oder bestenfalls eine halbszenische Aufführung. Die Bösen sind die Bösen, die Liebenden sind die Liebenden, das ist zu hören, dazu braucht es weder Blumenkranz noch Totschläger oder Morgenstern; nicht einmal Theaterblut wäre vonnöten. Indes, Gaetano Donizettis Oper ist nun mal eine Oper, und zu der gehört bekanntlich eine Bühne, weshalb ein Team von Bühnenkünstlerinnen und -künstlern verlangt wird.
Am Opernhaus Zürich, das – nach der fulminanten Eröffnung mit Mussorgskys «Boris Godunow» – die durch das Virus gründlich durcheinandergebrachte, wenn auch bewundernswert bewältigte Spielzeit mit «Lucia di Lammermoor» beschließt, waren drei Frauen am Werk, neben der Regisseurin noch die Kostümbildnerin Silke Willrett und die Dramaturgin Beate Breitenbach.
Stimmt nicht, es waren deren vier. Denn am Pult der Philharmonia Zürich stand Speranza Scappucci, die Dirigentin aus Rom, der zu Recht ein ausgezeichneter Ruf vorausgeht. Schon in der Einleitungsszene fielen jene goldrichtig gezügelten Tempi auf, die so unerhört ...
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Opernwelt August 2021
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Peter Hagmann
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Fangen wir ganz weit vorne an. Bei Orpheus, dem Ur-Sänger. Orpheus erhob seine Stimme, um die Götter zu besänftigen, er wollte seine geliebte Eurydike zurück, die im Totenreich weinte. Was er mit seiner Stimme und der Lyra vermochte, vergeigte der Sehnende allerdings durch seinen Argwohn. Weil er der Kraft der vokalen Überwältigung misstraute, schaute Orpheus sich...
Im großen Repertoire blieb «Notre Dame» stets eine Randerscheinung. Umso verdienstvoller, dass die vom Theater St. Gallen traditionell zum Spielzeitende durchgeführten Festspiele die 1903 abgeschlossene Oper von Franz Schmidt nach dem Roman von Victor Hugo ans Licht zogen. Tatsächlich konnte das Festival, dessen Herzstück eine auf dem Platz vor der St. Galler...