Verspätete Melodien
Kara Toprak, schwarze Erde, so heißt jenes ingeniöse Klavierstück des türkischen Pianisten und Komponisten Fazıl Say, mit dem er seit vielen Jahren das Publikum in aller Welt bannt und begeistert: eine Hommage an ein altes Volkslied aus seiner Heimat, das Nostalgie und Melancholie mit einem Hauch Hoffnung verbindet und den Spagat zwischen Klang und Geräusch schafft, der in der Neuen Musik nicht immer glückt.
«Schwarze Erde», so heißt nun auch das Album von Corinna Scheurle und Klara Hornig, das zwar nicht in die Türkei führt, aber in eines der benachbarten Länder Osteuropas – nach Ungarn, zu Belá Bartók und dem ersten seiner acht Volkslieder, das die Mezzosopranistin und die Pianistin an den Beginn ihrer Einspielung stellen: «Fekete föd». Schwarz die Erde.
Doch nicht trocken oder karstig. Ganz im Gegenteil. Warm und füllig, glühend und gerundet ist Scheurles Stimme, eine Mischung aus Carmen-Glut und octavianischem Verführungszauber, mithin überaus geeignet, um die Idiomatik nicht nur dieses Liedes aufzuspüren und zu vermitteln. Dabei profitiert die Sängerin von Hornigs erklecklichem Farbenreichtum: Ein saftig-sattes Arpeggio nach dem anderen zaubert die Pianistin auf die Tasten, ...
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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: CD, DVD, Buch, Seite 34
von Olga Myschkina
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