Verspätete Melodien

Corinna Scheurle (Mezzopran) und Klara Hornig (Klavier) verknüpfen Lieder von Bartók, Kodály, Schumann und Berg zu einem zutiefst melancholischen Album

Opernwelt - Logo

Kara Toprak, schwarze Erde, so heißt jenes ingeniöse Klavierstück des türkischen Pianisten und Komponisten Fazıl Say, mit dem er seit vielen Jahren das Publikum in aller Welt bannt und begeistert: eine Hommage an ein altes Volkslied aus seiner Heimat, das Nostalgie und Melancholie mit einem Hauch Hoffnung verbindet und den Spagat zwischen Klang und Geräusch schafft, der in der Neuen Musik nicht immer glückt.

«Schwarze Erde», so heißt nun auch das Album von Corinna Scheurle und Klara Hornig, das zwar nicht in die Türkei führt, aber in eines der benachbarten Länder Osteuropas – nach Ungarn, zu Belá Bartók und dem ersten seiner acht Volkslieder, das die Mezzosopranistin und die Pianistin an den Beginn ihrer Einspielung stellen: «Fekete föd». Schwarz die Erde.

Doch nicht trocken oder karstig. Ganz im Gegenteil. Warm und füllig, glühend und gerundet ist Scheurles Stimme, eine Mischung aus Carmen-Glut und octavianischem Verführungszauber, mithin überaus geeignet, um die Idiomatik nicht nur dieses Liedes aufzuspüren und zu vermitteln. Dabei profitiert die Sängerin von Hornigs erklecklichem Farbenreichtum: Ein saftig-sattes Arpeggio nach dem anderen zaubert die Pianistin auf die Tasten, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2024
Rubrik: CD, DVD, Buch, Seite 34
von Olga Myschkina

Weitere Beiträge
Bettgeflüster

Donizettis Tudor-Trilogie hat Konjunktur: Die Opernhäuser in Genf und Zürich haben sie unlängst produziert, in Brüssel lief ein Pasticcio-Doppelabend sogar aus vier Donizetti-Opern, die um die erste langlebige Königin Elisabeth Englands kreisen – mit Material aus «Il castello di Kenilworth». In Zürich stand Enrique Mazzola am Pult, der nun mit «Roberto Devereux»...

Klangkunst am Rand der Welten

Zwei Begriffe vor allem stehen, gleichsam interaktiv, für den Musikbetrieb: Repertoire und Publikum. Denn was sich durchgesetzt hat, wird auch geliebt, und was beliebt ist, zum Programm. Beiden Tendenzen liegt das Missverständnis zugrunde, das «zeitlos Gültige» setze sich ohnehin durch. Die Wirklichkeit freilich sieht anders aus. Noch vor 100 Jahren galt Schubert...

Wunder gibt es immer wieder

Gemeckert wird immer, überall. Auch im Theater. Da es aber keine Geißen und Böcke sind, die das Saarländische Staatstheater bevölkern, sondern altmodisch gekleidete Lämmlein (des Herrn?), verwandelt sich das Gemecker noch vor dem ersten Ton in gackerndes Geblöke. Durch die Türen schleicht die Prozession der (Statisten-)Tiere gen Bühne, von einer Live-Kamera, die...