Versöhnung in Kandahar

Magdeburg | Telemann: Miriways

Manchmal entpuppen sich Konflikte, die man für aktuell hält, als verblüffend alt. Afghanistan ist ein von Warlords und lokalen Clanführern zerrissenes Land? Der Iran spielt mit den Muskeln und will regionaler Hegemon werden? Alles so oder so ähnlich schon mal dagewesen – eine Barockoper zeigt es. 1709 hat der afghanische Stammesfürst Mir Wais die Provinz Kandahar von persischer Herrschaft befreit, sein Sohn Mir Maghmud eroberte 1722 sogar die persische Hauptstadt Isfahan.

Was im Mittleren Osten passiert, hat schon damals die Aufmerksamkeit und Fantasie der Europäer angestachelt, viele Zeitungen berichteten über die Ereignisse. Und Georg Philipp Telemann ließ sich 1728 an der Hamburger Gänsemarkt-Oper zur Komposition von «Miriways» anregen. Eine Seria, die auf Ereignisse der Zeitgeschichte Bezug nimmt, ist eine Besonderheit in seinem Œuvre. Erstmals seit über 280 Jahren ist das Stück jetzt bei den 21. Magdeburger Telemann-Festtagen wieder szenisch aufgeführt worden, eine konzertante Aufführung hat es dort bereits 1992 gegeben.

Regisseur Jakob Peters-Messer, der 2010 in Magdeburg Telemanns «Orpheus» inszeniert hat, und Bühnenbildner Markus Meyer sorgen zunächst für persisches ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2012
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Udo Badelt

Weitere Beiträge
Geschlossenheit als Trumpf

Nach der 1999 veröffentlichten Keilberth-Aufnahme (München, live 1963) und der 1986 bzw. 1988 in zwei Teilen konzertant mitgeschnittenen Produktion unter Otmar Suitner liegt nun ein weiterer Live-Mitschnitt von Pfitzners «Palestrina» vor – aus der Oper Frankfurt.

Ein knappes Jahr nach der Premiere (Regie: Harry Kupfer, vgl. OW 8/2009) wurde im Juni 2010...

Geheime Bezüge

Künstlerschicksale prägen das Bild der Literatur zu Beginn des 20. Jahrhunderts. «Man kennt nur ein Leben, sein eigenes.» Strindbergs Bekenntnis zur ‹Ich-Dramatik› setzt sich aber nicht nur im Drama durch, sondern findet Nachahmer auch unter den Komponisten – man denke an Schrekers «Der ferne Klang» oder Pfitzners «Palestrina». Zwei selten gespielte Künstleropern...

Apropos...Repertoire

Herr Nelsons, warum dirigieren Sie am liebsten Repertoirevorstellungen?
Ich bin auch für neue Produktionen zu haben, aber sie sind oft zu zeitraubend. Außerdem kommt die Musik dabei vielfach nur an zweiter Stelle. Das sage ich, obwohl ich in Bayreuth sehr gute Erfahrungen mit Hans Neuenfels gemacht habe. Ein cleverer Mann, der Provokationen nicht aus Unkenntnis,...