Verschrottet

Wagners «Holländer» in Àlex Ollés szenischer Exegese aus dem Teatro Real in Madrid

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«Ich bin von Waberlohe umgeben», ruft Donald Duck in der deutschen Übersetzung eines seiner Comic-Abenteuer. Wieland Wagner soll ja auch mal daran gedacht haben, dem «Ring» eine Disney-Ästhetik zu verpassen, legitimiert wohl vom Großvater und dessen Satz «Kinder, macht Neues». Freilich war Letzterer eigentlich eine Aufforderung an Komponistenkollegen, lieber Neues zu schaffen,  als eigene Werke zu recyceln.

Wir wissen auch nicht, ob der Meister damit einverstanden gewesen wäre, die Sage vom Ahasverus der Meere im als «Hölle auf Erden» verrufenen Schiffs-Scrapyard von Chittagong zu verankern, wie es Àlex Ollé von La Fura dels Baus mit seiner Inszenierung des «Fliegenden Holländer» tat. Möglicherweise hätte Wagner dessen Konzept auch als das erkannt, was es wohl ist: eine der Originalität geschuldete Zwangsgeburt, die zum Hemmschuh wird.

Nach Lyon, Bergen, Sydney und Lille erreichte sie 2016 Madrid, wo sie aufgezeichnet wurde. Die Norweger sind zu Bangladeschi mutiert, die an Deck eines riesigen, peu à peu verschrotteten Schiffs leben, während der Holländer und seine Mannschaft, aus giftigem Schlamm geboren, als Zombies in dessen Innerem wesen. Der Lagerplatz, das «Ödland eines ...

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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 33
von Gerhard Persché

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ML: Allemandi, I: Rechi,...