Vergiftete Lieder

Österreichisches und Unterösterreichisches von Friedrich Cerha, Georg Kreisler, Otto M. Zykan und Michael Mautner

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In Wien waren die Grenzen zwischen Kunst- und Unterhaltungsmusik seit jeher durchlässig. Wolfgang Amadeus Mozart beispielsweise musste als «k. und k. Kammer-Kompositeur» Tänze für die Karnevalsbälle in den Redoutensälen der Hofburg liefern; er tat es mit derselben verschwenderischen Sorgfalt, wie wir sie aus seinen größeren Instrumentalwerken kennen. Auch der junge Beethoven ließ es sich in seinem ersten Wiener Jahrzehnt nicht nehmen, Ländler und Deutsche Tänze zu schreiben, Gebrauchsmusik also.

Bei den Schubertiaden wurde nicht nur gesungen, sondern auch getanzt – Schuberts schier unerschöpfliche Fülle an Tänzen fürs Klavier ist zugleich große Kunst und Hausmusik im besten Sinne. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts trennten sich die Sphären. Brahms’ Walzer waren für den Konzert-, die der Strauß-Dynastie für den Ballsaal bestimmt. 

Ein Austausch, eine gegenseitige Befruchtung fand aber nach wie vor statt. Brahms war ein großer Johann-Strauß-Bewunderer, und auch die Komponisten der Zweiten Wiener Schule wuchsen in dieser Atmosphäre auf. Der junge Schönberg erwarb seine ersten Sporen in Tanzkapellen, instrumentierte Operetten und komponierte 1901/02 Kabarett-Lieder für Ernst von ...

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Opernwelt September/Oktober 2022
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 48
von Uwe Schweikert

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