Vergebene Liebesmüh
Genügt ein prominenter Nachname allein, um eine erfolgreiche Aufführung zu garantieren? Offensichtlich nicht. Weder Chiara Muti, Tochter des großen Riccardo Muti, noch Irina Brook, Nachfahrin des brillanten Theatermachers Peter Brook, vermochten mit ihren Inszenierungen am Teatro alla Scala zu überzeugen.
Chiara Muti stand dabei vor einer enormen Herausforderung: Gioachino Rossinis monumentaler «Guillaume Tell» war seit 1988 nicht mehr auf der Bühne des Mailänder Opernhauses zu sehen und erklang nun erstmals in der französischen Originalfassung.
Die Natur fehlt in dieser Neuproduktion gänzlich – das Bühnenbild von Alessandro Camera ist in nächtlichen Farbtönen gehalten. Obwohl Fritz Langs «Metropolis» als erklärte Inspirationsquelle dient, fehlt die visionäre Fantasie dieses Films vollkommen. Stattdessen dominiert Monochromes die Bühne, sogar die von Ursula Patzak entworfenen Kostüme für die unterdrückten Schweizer. Die Regie fügt zudem eine biblische Lesart hinzu: Guillaume Tell erhält den (göttlichen?) Auftrag, sein Volk aus dem vom Fortschritt erzeugten Schlaf zu erwecken ( jeder Landsmann besitzt eine Tafel, die ein geisterhaftes weißes Licht projiziert) und es vom Teufel zu ...
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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Panorama, Seite 56
von Stefano Nardelli
Achill in Altenburg? Kaum zu glauben, aber wahr. Leibhaftig, in voller Rüstung steht er auf der Bühne des Theaterzelts am Ufer des Großen Teichs, und während draußen die Kinder auf dem Spielplatz toben und die Schwäne im See ihr Gefieder putzen, sieht sich der griechische Held vor eine unzumutbare Entscheidung gestellt: Ehre oder Liebe? Ruhm fürs Vaterland oder...
Wurzeln überall, auch von oben hängen sie herunter, wir befinden uns mutmaßlich in einer subrealen Unterwelt. Vorne fließt, vom Parkett nur zu ahnen, ein Fluss vorbei, und als schließlich Mélisande, drapiert wie für eine kolorierte Kunstpostkarte, ihr fragiles Leben ausgehaucht hat, wird es gewiss: Es ist Styx, oder Lethe, denn Mélisandes Lebenslicht wird vom Arzt,...
Kein Bühnenwerk Richard Wagners konfrontiert ein Produktionsteam am Theater wohl mit derart vielen konzeptionellen Vorabüberlegungen wie die romantische Oper «Tannhäuser». Und das hat viel damit zu tun, dass der Komponist selbst es war, der dieses Stück als etwas Unvollendetes betrachtete. Er sei der Welt «noch einen Tannhäuser schuldig», beteuerte er gegenüber...