Kein Weihrauch, nirgends

Adel Abdessemed und Jonathan Nott lesen Messiaens «Saint François» in Genf als religions- und kulturübergreifende Studie über Empathie und Ewigkeit

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Wenn Olivier Messiaen eine katholische Kirche betrat, muss sein Blick als Erstes auf die Glasfenster des Gotteshauses gefallen sein. Überliefert sind persönliche Momente der großen Faszination. Schon als er während seines Kom -positionsstudiums am Pariser Konservatorium durch die Monumente und Museen der Metropole streifte, berichtete Messiaen begeistert von seinen ersten Besuchen der Notre-Dame und deren Einfluss auf seinen musikalischen Weg: «Ich bin noch immer geblendet von den wunderbaren Farben dieser Fenster des Mittelalters.

» Und er folgerte: «Das ist die Natur selbst in ihrer außerordentlichsten Äußerung.» Die Kirchenfenster der gotischen Kathedrale von Chartres vertieften den Eindruck zur Überwältigung und spirituellen Erfahrung: Denn nimmt das Sonnenlicht, wenn es durch das bunte Glas fällt, im Auge des Betrachters hier nicht gleichsam göttliche Gestalt an?

Auch ganz alltäglich und weit weniger spektakulär wurde der Komponist mit dem augenfälligen Zauber konfrontiert, wenn er als Titularorganist (das Amt bekleidete Messiaen von 1931 bis 1992) der im Stil der französischen Renaissance erst Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Pariser Pfarrkirche La Trinité an seinen ...

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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Peter Krause

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