Un grande dolore in picole anime
Ein Lied ist ein Lied ist ein Lied? Nicht immer. Und nicht stets in der gleichen Weise. Während Komponisten wie Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms und Hugo Wolf (auf deutschsprachiger Seite) sowie Gabriel Fauré, Henri Duparc, Claude Debussy und Reynaldo Hahn (unter französischen Titeln wie «Mé-lodie», «Poème» oder «Ariette») ihre Beiträge zu diesem Genre dezidiert für Stimme und Klavier schrieben, darf man sich bei einem (Opern-)Komponisten wie Giacomo Puccini nicht wundern, wenn diese Stücke hörbar den Geist des (genuin italienischen) Belcanto atmen.
Vom Belcanto inspiriert waren sie alle, ein Verdi, ein Giordano, ein Mascagni, ein Cilea. Und eben auch ein Puccini.
Bedurfte es noch eines eindeutigen Beweises für diese nicht allzu kühne These, so liegt sie mit dem Album «I Canti» nun vor. Charles Castronovo singt darauf sämtliche Klavierlieder Puccinis in der Instrumentierung durch Johannes X. Schachtner, und in eigentlich keinem Augenblick käme man auf die Idee, das begleitende Instrumente möge ein Klavier sein. Der Melodiefluss, die musikalisch-semantische Gestik, das dramatische Konstrukt, der Habitus und sogar die Attitüde dieser Stücke verlangen geradezu nach ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Medien, Seite 29
von Virginie Germstein
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