Turbulenzen mit Ansage

Die English National Opera hat ein Strukturproblem

Opernwelt - Logo

So schnell lässt sich ein Alphatier wie er nicht aus der Ruhe bringen. Und schon gar nicht aus dem Haus vertreiben, in dem er 1995 als Casting Director anfing und das er seit 2005 als Artistic Director leitet. Kritik an seinen (mitunter einsamen) Entscheidungen oder an seinem Führungsstil scheint John Berry eher zu beflügeln als zu hemmen. Als vor zwei Jahren – wieder einmal – dunkle Wolken aufzogen, erklärte Berry die English National Opera im Gespräch mit «Opernwelt» zum künstlerisch innovativsten Opernhaus Großbritanniens.

Dass in der Spielzeit 2011/12 ein Defizit von 2,2 Millionen Pfund aufgelaufen war, sei im wesentlichen auf die Kürzung der öffentlichen Gelder zurückzuführen. Um fast zwei Millionen habe der Arts Council die Förderung reduziert, rechnete er seinerzeit vor. Ein Schlag vors Kontor, wenn man sich vor Augen führe, dass öffentliche Gelder rund die Hälfte des 32-Millionen-Pfund-Budgets deckten. Dennoch sei die ENO gut aufgestellt: «Wir haben erhebliche Mittel als Reserve zurückgelegt, die wir investieren werden, um die künstlerische Qualität weiter zu entwickeln.» Im Klartext: Berry wollte Kurs halten, das Haus auch künftig mit avanciertem Regietheater, Raritäten ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Magazin, Seite 85
von Albrecht Thiemann

Weitere Beiträge
Genrebilder für einen Thriller

Spionage, Eifersucht, Rache – keine andere Oper kommt einem Thriller so nahe wie Umberto Giordanos «Fedora». Der erste Akt zeigt uns Fedora Romazov in Sankt Petersburg, während ihre große Liebe stirbt. Im zweiten Akt hat sie als Frau, die aus der Kälte kam, in Paris den Mörder ihres Verlobten aufgespürt. Aber wider Willen verliebt sie sich in diesen Loris, in...

Männerträume

In Anna-Sophie Mahlers Lesart müsste die Oper eigentlich «Don José» heißen; denn die junge Regisseurin, die in Bremen schon des Öfteren positiv auf sich aufmerksam gemacht hat, stellt den unglücklichen Carmen-Liebhaber eindeutig in den Mittelpunkt ihrer Inszenierung: das Psychogramm eines Anti-Helden. Andalusien-Flair und spanisches Kolorit sucht man in dieser...

Beschädigung als Phänomen

Der Begriff «Belcanto» scheint auf vieles anwendbar – auch Hunde hat man schon so gerufen. Ihn wörtlich als Schöngesang zu übersetzen, ist unzureichend, denn eigentlich steht er für die haute cuisine der Gesangstechnik; im Vergleich dazu schmeckt das robuste Staudruck-Stemmen wie Currywurst. Zugleich repräsentiert dieser Begriff eine Periode der Musikgeschichte, in...