The singer is the message
Starkes Cover. Eine Frau mit blondgelockten Haaren im Stil der «Sixties», den Mund weit geöffnet, vielleicht zum Schrei. Ihr Blick ist herausfordernd, fast provozierend in seiner Fixierung auf einen Gegenstand oder etwas anderes, das außerhalb des Bildes liegt.
Cathy Berberian konnte so gucken, sie war eine große Performerin, doch bevor sich Anne-May Krüger den Interpretationen dieser exaltierten Ausnahmekünstlerin zuwendet (und ebenso denen von Carla Henius und Roy Hart), zitiert sie erst einmal den Dramatiker, Schriftsteller und marxistisch geschulten Denker Peter Hacks: «Die Wissenschaft weiß nicht alles. Und dort, wo sie weiß, taugt sie noch längst nicht für die Kunst.» Dass Krüger ausgerechnet dieses Bonmot an den Anfang ihrer Studie «Musik über Stimmen» (mit dem etwas sperrigen Untertitel «Vokalinterpretinnen und -interpreten der 1950er und 60er Jahre im Fokus hybrider Forschung») stellt, bekundet nicht nur die Fähigkeit der Schweizer Sängerin, Musikwissenschaftlerin (und bald auch Librettistin) zur leisen Selbstironie, es verweist auch auf den Kern dessen, um was es ihr geht. Anne-May Krüger will einen Raum (er)öffnen, in dem sich das Kunstwerk und seine ausgewählten ...
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Opernwelt Januar 2025
Rubrik: Medien, Seite 31
von Jürgen Otten
Adèle Hugo (1830–1915) wurde schon einmal wiederentdeckt – 1968, als der erste Band ihrer umfangreichen Tagebücher erschien und François Truffaut ihre tragische Lebensgeschichte mit Isabelle Adjani in der Titelrolle verfilmte. Die künstlerisch hochbegabte Tochter des Lyrikers, Dramatikers und Romanciers Victor Hugo war ihrem Vater 1852 ins Exil auf die britische...
Auch im Märchenland ist eines klar: Jeder Topf hat seinen Deckel, jeder Prinz muss seine Prinzessin finden. Die Herren der Schöpfung sind dabei mehrheitlich langlockige, muskulöse junge Kerle in Strumpfhosen, die sich an Gemächt und Hintern, Schenkeln und Waden dermaßen gehörig ausbeulen, dass es schon fast ungehörig ist. Und wenn sich ihr Sixpack nicht ohnehin...
Etwa so groß wie eine Schulaula ist der runde Theatersaal, wo an einem herbstlichen Nachmittag die Wiederaufnahme von Engelbert Humperdincks «Hänsel und Gretel» Premiere hat. Die Reihen sind an diesem Sonntag Nachmittag fast voll besetzt, und die Bestuhlung ist so eng, dass man höllisch aufpassen muss, dem Sitznachbarn nicht in die Rippen zu boxen oder dem...
