Tanz mit dem Tod
Dass der Tod ein Wiener ist, wissen wir spätestens seit Georg Kreisler. Aber eine wienerische Italienerin? Regisseur Tobias Kratzer vollbringt diesen Spagat, indem er die Intrigantin Annina als weiblichen Tod auftreten lässt, und macht gleichzeitig ihren Partner Valzacchi zu einer allegorischen Verkörperung der Zeit – zwei Figuren aus dem Umkreis des Mysterienspiels, die als Drahtzieher unter das bunte Volk der «Komödie für Musik» gemischt werden.
Ein bedenkenswerter Einfall, der zu manch ungewöhnlicher, eindrucksvoller szenischer Konstellation führt – wie etwa im zweiten Finale der Tanz von Ochs mit dem Tod zu den Klängen des berühmten Walzers. Eine überzeugende Verbildlichung des Eros Thanatos, von Liebe und Tod.
So weit, so gut. Doch neigt Kratzer dazu, seine Inszenierung gedanklich zu überfrachten, so dass man sie eigentlich erst dann richtig versteht, wenn man das Programmheft gelesen hat. Der zentrale Artikel dort versucht (Herheims Bayreuther «Parsifal» lässt grüßen), den «Rosenkavalier» zu einer Art Zeitreise umzufunktionieren – beginnend in der Epoche der Entstehung der Oper vor dem Ersten Weltkrieg bis in unsere unmittelbare Gegenwart, wobei Letztere in der ...
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