Szenen aus dem besetzten Wien
Die Idee ist bestechend, wiewohl sie Dietrich Hilsdorf schon vor zehn Jahren als Urgrund seiner Auseinandersetzung mit Mozarts «Entführung» verwendet hatte, seinerzeit in Gelsenkirchen. Kein Harem irgendwo, sondern ein Saal eines Schlosses in der k. u. k.-Hauptstadt bildet den Spielort für seine Inszenierung. Dieter Richter hat ihm für Leipzig einen von der Schlacht schwer verletzten Raum gebaut, der seiner pittoresken Vergangenheit nur noch nachweinen kann. Denn die Türken stehen nicht vor der Stadt, wie noch neunundneunzig Jahre zuvor.
Sie haben Wien tatsächlich besetzt, an einem tatsächlichen Tag: dem 14. Juli 1782. Historisch entspricht das keineswegs der Wahrheit, aber für das Stück bedeutet es eine Verortung, die passt. Der Kampf der Kulturen ist nicht mehr nur Imagination mit Kitschanteil, er ist konkreter Alltag. «Szenen aus dem besetzten Wien» lautet der Untertitel.
Es herrscht Gewalt, Sieger und Verlierer liefern sich ein Hauen und Stechen. Ein Mann wird gehängt, der Galgen befindet sich, wie ein Damoklesschwert, direkt am Kronleuchter der vormals herrschaftlichen Stätte. Die Frauen werden geraubt, eine schöner als die andere. Wäre nicht die Musik, die schon hier ...
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Die ewigen letzten Fragen, sie sind auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch für eine Oper gut. Nicht, dass die Mär von Doktor Faustus, in vielen Drehungen und Wendungen vom leibhaftigen Mannsbild des fünfzehnten Jahrhunderts (Georg Faust aus Knittlingen) zur Volkssage und schließlich zu einem der meistverhandelten Topoi der abendländischen Literatur avanciert, in...