Heroine mit Herz

Zum Tod von Birgit Nilsson: Erinnerungen an einen Besuch auf dem Landsitz der schwedischen Sopranistin und an ihre Anfänge

Am Anfang war Astrid Varnay. Ihr verdankte ich den persönlichen Kontakt zu Birgit Nilsson. Ich wollte mit der großen schwedischen Sopranistin über ihr Leben und ihre Kunst reden. Sie hatte sich schon weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, gab nur noch selten Interviews. Ein lapidares Fax aus Schweden erreichte mich, einen Tag nachdem ihre Freundin Astrid sie angerufen hatte: «Ich bin bereit.» Ich schickte Terminvorschläge in Richtung Schweden. Mir war jedes Datum, jeder Ort der Welt  recht. Birgit Nilsson antwortete prompt.

Schon diese Zuverlässigkeit und Schnelligkeit beeindruckte. Sie hatte in diesem Sommer viel Zeit. Ihre Reisetätigkeit als Jurorin, Talkshow-VIP, Mas­terclass-Pädagogin oder Ehrengast diverser Veranstaltungen hatte sie peu à peu reduziert. Sie lud mich zu sich nach Hause ein. Nicht in ihren heimatlichen Bauernhof, der von Touristen und Neugierigen umlagert wurde. Den mied sie schon lange. Sie lebte, um ihre Ruhe zu haben, auf dem abgelegenen Hof ihres Mannes.
Das schwedische Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Blauer Himmel, Schäfchenwolken, ein warmer Sommertag. Ich fuhr also von Trelleborg aus, wo die Fähren ankommen, mit dem Wagen Richtung ...

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Opernwelt März 2006
Rubrik: Retrospektive, Seite 68
von Dieter David Scholz

Vergriffen
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Editorial

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