Strauss: Der Rosenkavalier
Hier geht wirklich alles drunter und drüber. Menschen werden zu Puppen, Ausstellungsstücke zu Menschen, die Welt steht Kopf. Alles ein Traum. Soll so sein? Nicht E. T. A. Hoffmann ziert das Programm dieses Abends, sondern das Tandem Strauss-Hofmannsthal. Der Strauss-Zyklus des Essener Aalto-Theaters ist nun beim «Rosenkavalier» angekommen, und der überreicht seine silberne Rose im Museum zwischen Leiter und Farbtopf. Über ihm prangt das k. u. k.-Wappen an der Wand, in einer der beiden Vitrinen hängt Menzels Bild vom «Eisenwalzwerk» – realiter in Berlin beheimatet und nicht in Wien.
Hier mischt und mengt sich alles, was geht. Auch die Epochen geraten in einem Mix vom Rokoko bis zum modernen Polizei-Outfit durcheinander.
Anselm Weber, Essens designierter Schauspiel-Intendant, lässt seinen «Rosenkavalier» noch vor dem ersten Ton aus dem Orchestergraben beginnen. Die letzten Museumsbesucher – Achtung Klischee: lauter Asiaten – bestaunen Fotos knipsend die Vitrinen, bis der Museumswärter, ein gewisser Baron Ochs, sie nach Hause schickt. Nun steigen die Figuren aus ihren Schaukästen und beginnen das Traum-Spiel vom Rosenkavalier. Die Reste eines Edelmanns, die Hofmannsthal seinem ...
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