Stimmenfest

Bellinis «Puritani» in Madrid – mit Diana Damrau und Javier Camarena

Opernwelt - Logo

Was für ein Finale! Zum Ausklang der Spielzeit setzte das Teatro Real einen bemerkenswerten Schlusspunkt, mit einem gänzlich «unspanischen» Stück: Bellinis «Puritani». Es war weniger die Inszenierung Emilio Sagis, eines studierten Anglisten, die den Erfolg begründete – die Regie blendet die politisch-historische Dimension aus, interessiert sich allein für die amourösen ­Irrungen der Hauptfiguren. Doch musikalisch wähnte man sich in einem Himmel, den kaum ein Wölkchen verdunkelte.

Gewiss, anfangs fremdelte der kraftstrotzende, an dramatischen Verdi-Partien, auch an Puccinis Scarpia und Wagners Wolfram geschulte Bariton des Franzosen Ludovic Tézier noch ein wenig mit den vokalen Besonderheiten des von Elvira zurückgewiesenen, zwischen Enttäuschung und Rachegefühlen schwankenden Riccardo. Die große Arie im ersten Akt («A, per sempre»), eine zwischen Piano und Mezzoforte oszillierende Klagenummer, ertönte weitgehend in Forte-Stärken. Anders Diana Damrau: Ihre Elvira war von Anfang an bei sich, und das heißt hier auch: außer sich. Die Polonaise gestaltete sie großbogig, spannte spielerisch perlende Koloraturen, die Vorfreude auf die Hochzeit mit dem jungen Lord ­Arturo sprach aus jedem ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 38
von Thomas Urban

Weitere Beiträge
Unerhört

Die Wiederbelebung vergessener und vernachlässigter (Bühnen-) Werke ist seit vielen Jahren das künstlerische Markenzeichen des Festivals della Valle d’Itria. Dass im Palazzo Ducale eine Partitur erklingt, die nie zuvor zu hören war, passiert freilich selbst im auf Raritäten abonnierten Martina Franca nicht alle Tage. Doch mit Saverio Mercadantes 1831 für Madrid...

Operette ist das Schwerste überhaupt

Frau Prohaska, Sie haben kürzlich ein Album mit Arien von Purcell, Graupner, Sartorio, Locke, Castrovillari, Händel, Hasse und Cavalli veröffentlicht. Titel: «Serpent & Fire» – ein blütenreines Konzeptalbum. Warum ist das nicht bei Ihrem Haus-Label, der Deutschen Grammophon, erschienen?
Es war dort geplant. Als sich die Führungsstruktur bei der Deutschen Grammophon...

Kreatives Gewitter

«Wagners Leben ist so oft erzählt worden, dass es nicht mehr erzählbar ist.» Das ist kein Stoßseufzer aus dem Jubiläumsjahr 2013, in dem zu Richard Wagners 200. Geburtstag erwartungsgemäß eine erhebliche Welle an (auch unerheblicher) Literatur über uns hereinbrach. Nein, Carl Dahlhaus urteilte so vor 45 Jahren in der Einleitung zu seinem Band über die Musikdramen....