Schön erzählt
Wer kann, der kann. Kopenhagen hat in den vergangenen Jahren mit durchweg hauseigenen Kräften einen «Ring» auf die Beine gestellt, der länger in Erinnerung bleiben wird als so manche Bayreuther Produktion nach Chéreau. Der dänische Regisseur Kasper Bech Holten erzählt die verschlungene, über Generationen wirkende Geschichte als Rückblende aus der Sicht Brünnhildes, die sich im Augenblick ihrer schwersten Lebenskrise in der Bibliothek auf dem Dachboden klarzuwerden versucht, wie es zur Katastrophe kommen konnte.
Holten siedelt die Handlung in einem nicht näher bestimmten, eigentlich ständig changierenden 20. Jahrhundert an, das selbst mythischen Charakter annimmt. Anfangs weckt er damit die Befürchtung, einmal mehr die Versatzstücke eines leidgewordenen Regietheaters abzuhaken, doch bald wird klar, dass diese Aktualisierungen kein Tribut an den Zeitgeist sind und auch keine Analogie à la «Walhall=Wallstreet» behaupten wollen, sondern als erzählerische Hilfsmittel fungieren, um den alten Mythos für heute wieder lebendig werden zu lassen. Holten hat die politische Ideengeschichte des vergangenen Jahrhunderts zwar im Hinterkopf, aber er drängt uns keine Deutungen auf, setzt uns ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die amerikanische Mezzosopranistin Grace Hoffman, die am 26. Juli 2008 im Alter von 82 Jahren in Stuttgart gestorben ist, war gewiss keine Künstlerin, die in die Annalen des Gesangs eingeht. Aber sie war eine Vertreterin jener im Zeitalter des musikalischen Jetsets rar gewordenen Spezies, die trotz aller internationalen Gastverpflichtungen über mehr als dreißig...
Der Titel sticht ins Auge, noch bevor die Ohren angeschaltet sind. «Gods, Kings & Demons» – so prangt, neben kosmisch-solarer Scheibe, das wohlgewählte Wort-Dreigestirn auf dem Booklet der ersten Soloaufnahme des deutschen Bassisten René Pape mit der Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Sebastian Weigle. Es sei dies, erfahren wir dann von Pape, eine...
Die Bilanz, die der französische Musikwissenschaftler Benoit Dratwicki im Booklet von Hervé Niquets Einspielung der «Proserpine» zieht, ist ernüchternd. Trotz der Begeisterung, die William Christies Produktion des «Atys» 1987 ausgelöst habe, hätten die Opern Jean-Baptiste Lullys bislang noch immer nicht zu breiterer Anerkennung gefunden. Immer noch würden einige...