Schluss nach 30 Jahren?
Kultur scheint die Passion der Politiker – sie verfolgen sie. Dabei geht es in der Regel um vergleichsweise geringe Beträge. Doch wird die Sparschraube mit Vorliebe dort angesetzt, wo die Gefahr einer Auswirkung auf die Wählerarithmetik am geringsten ist. Wie zur Zeit bei der Wiener Kammeroper, die aufgrund von Subventionsengpässen ums Überleben kämpft – ein Brand, der auch auf den von der Kammeroper veranstalteten, in diesem Jahr zum 30. Mal ausgetragenen Belvedere-Gesangwettbewerb übergreifen könnte.
Seinen Begründer Hans Gabor (1924-1994) zeichnete Weitsichtigkeit und Einfallsreichtum aus. 1953 hatte er die Kammeroper ins Leben gerufen und damit einen Trend aufgegriffen, der als alternative oder freie Szene mittlerweile zumindest in der westlichen künstlerischen Welt unersetzlich geworden ist. Und bei seinem 1982 gegründeten Belvedere-Gesangwettbewerb setzte er als einer der Ersten eine Jury aus Intendanten und Operndirektoren aus aller Welt (nicht aus Gesangslehrern und ehemaligen Sängern) ein und schuf damit eine überaus praktikable Grundlage für künftige Sängerkarrieren.
In diesem Jahr waren es unter anderem Intendanten und Casting-Direktoren aus Antwerpen, von den Deutschen ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Magazin, Seite 65
von Gerhard Persché
Ein Paukenschlag. Nicht weil David Ma-yoral vom superben Barockensemble L’Arpeggiata zu Beginn und am Ende der Vorgeschichte zum Trojanischen Krieg, die Giovanni Andrea Bontempi unter dem Titel «Il Paride» 1662 «vertonte», die große Trommel rührt. Und auch nicht, weil die Musik des aus Perugia stammenden Kastraten, der bei Virgilio Mazzochi in die Gesangschule ging...
Die Frage ist jedes Mal dieselbe: Warum eigentlich die Wiederbelebung erst jetzt? Bei «Medea in Corinto» in St. Gallen (Oktober 2009) und München (Juni 2010) war das so, bei «La Lodoïska» in Ingolstadt (September 2010) und nun auch bei «Amore non soffre opposizioni». Eine Simon-Mayr-Konjunktur mag noch frommer Wunsch sein, die nach dem Komponisten benannte...
Zum Abschluss der an entdeckerischem Wagemut wahrlich nicht armen Saison wartete die Oper Frankfurt mit zwei weiteren Premieren abseits des üblichen Repertoires auf. Beide Stücke, Marc-Antoine Charpentiers «Médée» und Aulis Sallinens «Kullervo», spielen in mythischer Vorzeit, also heute. Beide Male, in der 1693 uraufgeführten Barockoper wie in der fast genau...