Schleuderthron
Inszenierte Liederabende, die die Grenze zwischen Konzert und Theater aufheben, sind en vogue. Jetzt hat der vor allem für seine Heiner-Müller-Inszenierungen bekannte Regisseur Thomas Bischoff im Mannheimer Nationaltheater eine Performance mit zwei populären Orchesterliederzyklen, Hector Berlioz’ «Les nuits d’été» und Richard Wagners «Wesendonck-Liedern», präsentiert, die das Premierenpublikum nachhaltig in Bann schlug.
Er schickt darin eine alternde Königin, Angela Denoke in Maske und Robe einer priesterlichen Sybille, auf den Kreuzweg der Erinnerung, der sie mit abgespaltenen, von drei Schauspielern dargestellten Stimmen ihres traumatisierten Unbewussten konfrontiert. Sie flüchtet sich in die Schönheit der Musik, die doch von nichts anderem als von Schwermut und verlorener Liebe weiß, sie mit Gewalt und Tod – szenisch drastisch exekutiertes Waterboarding, Erstechen, Strangulieren – bedroht und so immer tiefer in den Abgrund der eigenen Existenz stürzt. Gleichzeitig erdet Bischoff den magischen Tonfall der Lieder, indem er ihre romantische Traumwelt mit desillusioniert-zynischen Texten der beiden poètes maudits Arthur Rimbaud und Gottfried Benn aufbricht und konterkariert. Dazu ...
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Opernwelt April 2017
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Uwe Schweikert
JUBILARE
Luigi Ernesto Alva y Talledo wurde am 10. April 1927 in Lima geboren. Nach ersten Gesangsstudien in seiner Heimat Peru bei Rosa Mercedes Ayarza ging er 1953 nach Mailand, wo er ein Jahr später als Alfredo in Verdis «La traviata» debütierte und in La Scuola di Canto an der Scala aufgenommen wurde. Der Durchbruch gelang ihm 1956 ebendort als Graf Almaviva...
Vierzehn Jahre waren seit der ersten Aufführung des kompletten Werks in London vergangen, als die Frankfurter Oper «Les Troyens» von Hector Berlioz 1983 ebenfalls so gut wie ungekürzt herausbrachte, musikalisch von Michael Gielen ähnlich entzündet wie von dem feuereifrigen Berlioz-Pionier Colin Davis in Covent Garden. Doch szenisch war die Frankfurter Produktion...
Die Nachtseiten des Daseins, Melancholie, Schmerz und Tod sind die Themen, um die die Musik des österreichischen Komponisten Georg Friedrich Haas kreist – nicht zuletzt die in Zusammenarbeit mit seinem Landsmann Händl Klaus zwischen 2011 und 2016 für die Schwetzinger Festspiele entstandene Opern-Trilogie «Bluthaus», «Thomas» und «Koma». Auch das im November 2015 an...