Schicksalsschläge einer Königin

nach Donizetti: Bastarda I und II BRÜSSEL | THÉÂTRE LA MONNAIE

Unter den Bühnenwerken von Gaetano Donizetti findet sich kein einziges mit dem Namen «Bastarda». Was jetzt am Théâtre La Monnaie an zwei Abenden zu sehen war, trug gleichwohl diesen Titel und den Namen des Komponisten. Der zureichende Grund: In vier Opern Donizettis spielt Elisabeth Tudor, die Tochter Heinrichs VIII., eine zentrale Rolle.

Olivier Fredj nahm dies zum Anlass, «Elisabetta al castello di Kenilworth» mit der Tudor-Trilogie («Anna Bolena», «Maria Stuarda», «Roberto Devereux») in einer Art historischem Ready-made zu verknüpfen, das den Aufstieg und Fall von Elisabeth I. ins Visier nimmt. Für die musikalischen Verbindungen und Arrangements zeichnete Dirigent Francesco Lanzillotta verantwortlich. Das wenig schmeichelhafte Wörtchen «Bastarda» entlieh man der Historie: Elisabeths Gegenspielerin Maria Stuart hatte es ihr beim legendären persönlichen Zusammentreffen ins Gesicht geschleudert – und sich damit im wahrsten Wortsinn um ihren katholischen Kopf gewütet. 

Die Theaterform, in der Regisseur Fredj Gesang, Tanz und Kostümpracht mit Elementen aus dem Schauspiel kombiniert, umweht ein Hauch von präsentierendem Shakespeare-Theater und Brecht’scher Verfremdung; sie stellt ...

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Opernwelt Mai 2023
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Joachim Lange

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