Reisebilder aus dem Inneren
Der Berliner Komponist Christian Jost beschreibt seine Musik – nicht nur seine Bühnenmusik – gern als «Reise». Die Metapher ist mittlerweile reichlich abgegriffen. Jede zweite Performance wird heute als «Expedition» zu irgendetwas ausgegeben. Bei Jost hat der Begriff jedoch nichts Modisches. Sein Werk ist eine über nahezu zwei Jahrzehnte hin erstaunlich konsequente Recherche, die mit jedem neuen Werk ein Stück weiter voranschreitet.
Die Zielstrebigkeit, mit der er sich in jeder neuen Komposition auch formal neues Terrain erschließt, dabei aber immer um dieselben Fragen kreist, enthebt seinen «Reise»-Begriff des Verdachts zeitgeistiger Oberflächlichkeit. Die Faszination, sich ins Unbekannte zu wagen, dort etwas zu entdecken und das Entdeckte in eine rationalisierbare, mitteilbare Form zu bringen, dürfte eine zentrale Triebkraft seines Komponierens sein.
Josts Sonde sind naturgemäß Töne. Er ist ja Komponist. Die Erfahrungen, die seine Musik vermittelt, lassen sich nie restlos verbalisieren. Gleichzeitig sind es Erfahrungen, die ganz konkret an den Menschen gebunden sind und sich verallgemeinern lassen. Josts Musik möchte nicht nur Erfahrungen vermitteln, sondern auch zur Erkenntnis ...
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