Gediegene Fantasie, lakonische Poesie
Zwei neue Opern prominenter Komponisten wurden im April 2009 innerhalb weniger Tage uraufgeführt: Wolfgang Rihms Monodrama «Proserpina» bei den Schwetzinger Festspielen und Salvatore Sciarrinos «La porta della legge» in Wuppertal. Beide legen ihren knapp eineinviertelstündigen Einaktern Stoffe aus der Weltliteratur zugrunde: Rihm einen ganz auf den inneren Seelenausdruck der Protagonistin zugespitzten, hochemotionalen Sturm und-Drang-Monolog des jungen Goethe, Sciarrino eine der hintergründigsten, vieldeutigsten Parabeln der literarischen Moderne, Kafkas Prosastück «Vor dem Gesetz».
In beiden Fällen also ein Musiktheater der Dichtung und dennoch zwei Werke, wie sie unterschiedlicher kaum ausfallen könnten.
Rihm hat seit jeher zu großen Namen gegriffen – Büchner («Jakob Lenz»), Artaud («Die Eroberung von Mexiko»), Sophokles/Hölderlin («Oedipus»), Heiner Müller («Hamletmaschine») –, dabei aber zwischen dem Original und der vertonten Textfassung stets eine librettistische Vermittlung gesucht. Goethes emotionale Sprechhandlung, Klage und Anklage der von Pluto geraubten und in die Unterwelt entführten Proserpina, dagegen hat Rihm strichlos und ohne jeden Eingriff Vers für Vers ...
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