Ravel: L'Enfant et les Sortilèges / Henze: Das Wundertheater

Osnabrück

Opernwelt - Logo

Osnabrück koppelte Henzes selten gespielten Opernerstling «Das Wunder­theater» und Ravels musikalisches Märchen «L'Enfant et les Sortilèges» zu einem originellen Doppelabend. Henze hat in der 1948 uraufgeführten Kam­mer­oper (gespielt wurde die Fassung für Sänger aus dem Jahr 1964) geschickt den von Cervantes stammenden Text mit einem politischen Widerhaken ver­sehen.

An der Ehre ihrer christlichen Geburt gepackt, dass nur rechtmäßig Gezeugte das Wundertheater sehen, gehen die Honoratioren des Dorfs auf der nackten, weiß ausgeschlagenen Bühne den betrügerischen Gauklern auf den Leim. Als ein Fremder den Schwindel aufdeckt, wird er zum Opfer der Betrogenen, die nicht zugeben wollen, dass man sie gefoppt hat. In Osnabrück hat Regisseur Thilo Borowczak den Bezug zum nationalsozialistischen Rassenwahn durch deutliche Anspielungen auf die Folterbilder aus dem Irak aktualisiert und verschärft – nicht zuletzt in der Scheinhinrichtung des Fouriers. In die nicht minder ambivalente Scheinwelt der kindlichen Phantasie führt Ravels geniales Zaubermärchen vom Kind und dem Zauberspuk. Weil es seine Hausaufgaben nicht machen will, aber von der Mutter dazu gezwungen wird, beginnt das Kind Blödsinn ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2005
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 49
von Uwe Schweikert

Vergriffen
Weitere Beiträge
Gefährliche Liebschaften

Dass Benjamin Britten und zahlreiche andere Kompo­nisten des 20. Jahrhunderts um die Schönberg’sche ­Dodekaphonie und deren Folgen einen Bogen schlugen, war nicht nur das Resultat eines ästhetisch begründeten Unbehagens. Die Reserve gegenüber den Konstruktionen der Zwölfton-Avantgarde hatte auch handfeste rezeptionspolitische Gründe: Man wollte, statt bloß im...

«Gott helfe mir!»

Herr Domingo, Sie nehmen in diesen Wochen unter der Leitung von Antonio Pappano den kompletten «Tristan» auf – nach über vierzig Bühnenjahren und fast neunzig Opern-Gesamtaufnahmen. Was treibt einen Sänger, der es sich mit Konzerten und Galas viel leichter machen könnte, zur schwierigsten Partie des gesamten Tenorfachs?
Eben die besondere Herausforderung. Und die...

Was im Kino nicht mehr geht

Und das soll er also sein – einer der «wenigen deutschen Weltstars des Films», wie ihn die Deutsche Oper Berlin ankündigt. Der Herr, der uns gegenüber sitzt, ist ein freundlicher Mitt­sechziger, den man als unauffällig bezeichnen würde, hätte man ihn nicht schon so oft über rote Teppiche schreiten oder im Bildteil von Schriftsteller-Biografien auftauchen sehen. Ja,...