Noch nicht das letzte Wort

Krefeld, Widmann: Das Gesicht im Spiegel

Opernwelt - Logo

Jörg Widmann freut sich darüber, dass der Münchner Uraufführung vor anderthalb Jahren relativ schnell eine zweite Inszenierung von «Das Gesicht im Spiegel» folgt. Außerdem muss nicht wie im Cuvilliés-Theater gegen eine trockene Akustik ange­kämpft werden, so dass viele Details der Partitur besser zur Geltung kommen – wichtig bei einem so klang­orientierten Komponisten.


Besetzungspikanterie: Der ausgezeichnete Christoph Erpenbeck, der diesmal den Konzernchef Bruno singt, verkörperte 1997 in Bielefeld die Titelpartie von Eugen d’Alberts «Golem», und den Golem könnte man als mythisch inspirierte Urgestalt jener Klonwesen ansehen, wie sie die Gegenwart erschreckend real bereit­zustellen beginnt. Allerdings sind Widmann und sein Lib­rettist Roland Schimmelpfennig bei ihrem Bühnenwerk weit davon entfernt, Diskussionen um eine umstrittene biologische Technologie anzuheizen. Sie erzählen eine spezifisch gefärbte Geschichte um Liebe, Untreue und Eifersucht, Ähnlichkeiten mit bekannten Opern nicht ausgeschlossen. Die finale Betrachtung von Justine im bislang verwehrten Spiegel gleicht beispielsweise dem Schluss von Zemlinskys «Zwerg».
Solche Gefährdung des Stückes durch Anklammern an Bekanntes ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2005
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Matthias Norquet

Vergriffen
Weitere Beiträge
Polonaise am Abgrund

Ein gutes Jahr noch, dann gehen die ­alten Lotsen von Bord. Zum Ende der Spielzeit 2005/06 werden Sir Peter Jonas und Zubin Mehta Münchens Musik­the­ater-Flaggschiff an Christoph Albrecht und Kent Nagano übergeben. Was den designierten Generalmusikdirektor betrifft, scheint die Vorfreude schon jetzt hohe Wellen zu schlagen. Zwar war Bayerns Kapitale zu Naganos...

Wiedergeburt in Ljubljana

Wer kennt sie nicht, die Barcarole aus Jacques Offenbachs Oper «Hoffmanns Erzählungen»? Eigentlich entstammt sie der Ouvertüre der siebzehn Jahre zuvor entstandenen, für Wien komponierten, dort auch erfolgreich uraufgeführten Oper «Les Fées du Rhin», deren deutscher Titel etwas irreführend «Die Rheinnixen» heißt. Denn um Nixen im Sinne von Undinen geht es in dem...

Buffa für Buffs

Während sich in Prokofjews Oper «Die Liebe zu den drei Orangen» das Publikum zu Beginn noch balgt, weil die einen zu Tränen gerührt werden, die anderen nur Tränen lachen wollen, tragen in Francesca Zambellos Inszenierung schnell schwule Opera-Buffs den Sieg davon. Die nützen das Tohuwabohu und stürzen sich mit beglückten Ahs und Ohs ins Vergnügen: Da tänzeln sie...