Positionswechsel
Seit über Kunst nachgedacht wird, also schon sehr lange, treibt die Frage um, was Musik eigentlich sei. Das «Schöne», sein Eigenwert, seine Funktion, in Abgrenzung zum «Hässlichen» – darum kreisen die Debatten. Im deutschen Kulturbereich scheint das Thema nach wie vor blockiert. Idee wie Ideologie der «absoluten» Musik haben diese festgelegt auf die kunstreligiöse Frontalsituation von Kammermusik und Sinfonik: das Publikum als Gemeinde, das Podium als Altar. Entstehung wie Rezeption vieler überragender Werke basierten darauf.
Andere Begriffe und Formen waren mehr oder minder tabu; selbst die Oper galt manchen als stilistisch unrein.
Nur, so «absolut» war Musik kaum. Schwang bei Bach die protestantische Wortwelt mit, so bei Beethoven das Botschaftspathos. Und dass Mozarts Instrumentalwerke ihre latente Bühne enthalten, ist immer wieder erfahrbar. So nimmt die Tanz-Szene im «Don Giovanni» mit ihrer musikalisch-sozialen Simultan-Typen-Trias geradezu ein Schlüsselwerk der Moderne vorweg: Stockhausens «Gruppen» für drei Orchester. Dass die 47. Internationalen Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik nun mit Stockhausens epochalem «Carré» für vier Chöre und Orchester eröffnet wurden, war ...
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Opernwelt September/Oktober 2014
Rubrik: Magazin, Seite 90
von Gerhard R. Koch
Die Möwe schreit. Ein Hund bellt. Über die Frederiksborggade schnaufen die Kopenhagener Stadtbusse. Dazwischen der Duft von Fisch und Frittenfett. Vor der Torvehallerne, der Markthalle mit Restaurants und Cafés, blüht das Leben. Der Bahnhof Nørreport, wo sich Metro und Fernzüge kreuzen, ist keine hundert Meter weg. Und genau hier spielt die Musik: Man gibt «Manon»...
Herr Engstroem, zum Jubiläumsfestival sind mehr Musiker und mehr Besucher nach Verbier gekommen als je zuvor. Gibt es für Sie Grenzen des Wachstums?
Ich freue mich natürlich, dass das, was wir seit 1994 versuchen, einen so guten Ruf hat. Es ist ja nicht so, dass man mal eben einen Abstecher nach Verbier macht. Dafür liegt der Ort zu abgeschieden. Verbier ist eine...
Dem bequem Üblichen und Überkommenen, dem Gewohnheitsgeplapper hat Nikolaus Harnoncourt sich stets entzogen. Auch und vor allem in der Musik. Nicht, dass man mit seiner Interpretation von Mozarts «Zauberflöte» 2012 bei den Salzburger Festspielen immer d’accord war. Manches schien doch ein wenig nach gewolltem «Anders-als-die-anderen» zu riechen, und man konnte die...