Positionswechsel
Seit über Kunst nachgedacht wird, also schon sehr lange, treibt die Frage um, was Musik eigentlich sei. Das «Schöne», sein Eigenwert, seine Funktion, in Abgrenzung zum «Hässlichen» – darum kreisen die Debatten. Im deutschen Kulturbereich scheint das Thema nach wie vor blockiert. Idee wie Ideologie der «absoluten» Musik haben diese festgelegt auf die kunstreligiöse Frontalsituation von Kammermusik und Sinfonik: das Publikum als Gemeinde, das Podium als Altar. Entstehung wie Rezeption vieler überragender Werke basierten darauf.
Andere Begriffe und Formen waren mehr oder minder tabu; selbst die Oper galt manchen als stilistisch unrein.
Nur, so «absolut» war Musik kaum. Schwang bei Bach die protestantische Wortwelt mit, so bei Beethoven das Botschaftspathos. Und dass Mozarts Instrumentalwerke ihre latente Bühne enthalten, ist immer wieder erfahrbar. So nimmt die Tanz-Szene im «Don Giovanni» mit ihrer musikalisch-sozialen Simultan-Typen-Trias geradezu ein Schlüsselwerk der Moderne vorweg: Stockhausens «Gruppen» für drei Orchester. Dass die 47. Internationalen Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik nun mit Stockhausens epochalem «Carré» für vier Chöre und Orchester eröffnet wurden, war ...
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Opernwelt September/Oktober 2014
Rubrik: Magazin, Seite 90
von Gerhard R. Koch
Herr Villazón, Sie singen viel, aber mittlerweile inszenieren auch Sie fast so viel wie hauptberufliche Regisseure. Wann haben Sie eigentlich die Zeit gefunden, das Buch zu schreiben? Zwischen zwei und vier Uhr morgens?
Zu Beginn des Prozesses nehme ich, wenn immer ich kann, hie und da ein, zwei Stunden Zeit zum Schreiben, später sind es oft ganze Tage am Stück. Ich...
Eine beachtliche Schar von Komponisten vertonte im Laufe des 18. Jahrhunderts ein Libretto von Agostino Piovene, das bis heute unter zwei Titeln verbreitet ist: «Bajazet» und «Tamerlano». Die bekannteren Namen – Händel, Leo, Vivaldi, Scarlatti, Jommelli – seien hier nur stellvertretend genannt. Der Erste aber, der die begehrte Vorlage in Töne setzte, war Francesco...
Die Internationalen Gluck-Opern-Festspiele hat 2005 der damalige Nürnberger Intendant Wulf Konold ins Leben gerufen. Im Gluck-Jahr 2014 fanden sie zum fünften Mal statt, jetzt unter der neuen Trägerschaft einer Festspiel GmbH. Der Opernreformer selbst war im Programm mit einer konzertanten Aufführung von «Iphigenie in Aulis» in der Bearbeitung Richard Wagners sowie...